DARMSTADT. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die Darmstädter Michaelsgemeinde vorübergehend geschlossen – Anlaß dafür ist ein von der Gemeinde im Dezember veranstalteter Weihnachtsmarkt auf dem unter anderem Verkaufsgegenstände mit Symbolen der palästinensischen islamistischen Hamas angeboten wurden, wie die EKHN am Freitag mitteilte.
Die Arbeit in der Gemeinde werde neu ausgerichtet, heißt es in dem dazugehörigen Schreiben. Die Weihnachtsmarkt-Produkte mit „mutmaßlich israelfeindlichen und möglicherweise verbotenen Motiven“ hätten zu „Strafanzeigen, polizeilichen Ermittlungen und deutschlandweiten Medienberichten geführt“. In der Folge seien bereits mehrere Mitglieder des Kirchenvorstands zurückgetreten.
Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Volker Rahn, betonte, er habe noch nie eine derart drastische Sanktion gegen eine Kirchengemeinde erlebt. Bereits am Donnerstag habe der Dekanatssynodalvorstand beschlossen, das Gemeindehaus zu schließen, sagte Rahn dem Evangelischen Pressedienst.
Organisator aus Kirchenvorstand ausgeschlossen
Bei der Überprüfung habe das Gremium festgestellt, daß das Gemeindehaus von vielen Gruppen genutzt werde, bei denen gar nicht klar sei, ob sie dafür eine Befugnis hätten. Es sei ebenfalls nicht geklärt, wer eigentlich über die Schlüssel zur Gemeinde verfüge. Gruppen, die das Haus bereits länger nutzten – wie etwa ein Seniorenkreis – bekämen alternative Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.
Der Hauptorganisator des „Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarktes“ vom Dezember wurde aus dem Kirchenvorstand ausgeschlossen. Er sei weder freiwillig zurückgetreten, noch habe er Reue gezeigt, sagte Rahn. Dabei habe es für den damaligen Weihnachtsmarkt gar keinen erforderlichen Beschluß des Kirchenvorstands gegeben.
Die seelsorgliche und gottesdienstliche Betreuung der Kirchenbesucher werde in der Zwischenzeit von zwei fußläufig erreichbaren anderen Gemeinden übernommen, berichtete Rahn. Der Dekanatssynodalvorstand will in den kommenden Wochen über die Situation beraten.
Pfarrer in Darmstadt erhielt Morddrohungen
Auf dem „Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt“ war unter anderem die Parole „From the river to the sea“ auf einem ausgestellten Plakat zu sehen, auch Schlüsselanhänger mit dem Logo der Hamas – dem roten Dreieck – wurden verkauft. Ebenso wurden Stoffbeutel mit der Landkarte Israels und der Aufschrift „Palästina“ angeboten. Mitarbeiter verteilten zudem Flyer, auf denen Israel ein Völkermord an den Palästinenser vorgeworfen wurde.
Die Jüdische Gemeinde Darmstadt sowie mehrere Einzelpersonen stellten damals Strafanzeige gegen die Gemeinde. Der Pfarrer Manfred Werner erhielt Morddrohungen und bekam die Ausübung seines Amtes untersagt, wie die Hessenschau berichtete. (lb)