MÜNCHEN/BERLIN. Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die Deutsche Bahn für den ersatzlosen Wegfall der Familienreservierung kritisiert. Die Entscheidung geht aus den Änderungen zum Fahrplanwechsel hervor, die zum 15. Juni greifen. „Alle Reisenden – auch Kinder – zahlen den Preis einer einzelnen Sitzplatzreservierung“, heißt es in der Mitteilung der Bahn. Bislang kostet die Option 10,40 Euro für bis zu fünf Personen pro Strecke und Familie in der 2. Klasse.
Insgesamt soll die Sitzplatzreservierung um 30 Cent von 5,20 Euro auf 5,50 Euro pro Fahrgast erhöht werden. Der Fahrgastverband monierte, daß damit künftig aus einer „Hin- und Rückfahrt einer Familie mit zwei Kindern insgesamt 44 Euro statt bisher 20,80 Euro“ fällig werden – „also eine Steigerung von mehr als 100 Prozent“. Bei fünf Personen fallen durch die Streichung 27,50 Euro pro Strecke an beziehungsweise 55 Euro für Hin- und Rückfahrt.
„Gerade für Familien, für die die DB extra Bereiche vorsieht und Kindern die Mitreise mit kleinen Aufmerksamkeiten zum Erlebnis werden läßt, ist die Reise im Zug Familienzeit, die der Nachwuchs schätzt“, betonte Pro Bahn.
Kritik an fehlender Familienreservierung auch aus der Politik
Laut dem Vorsitzenden von Pro Bahn, Detlef Neuß, würden sich Familien nun überlegen, „ob sie nicht doch für eine Reise etwa zu den Großeltern lieber auf das Auto umsteigen“, sagte er der Rheinischen Post. Der Verband erwartet von der Bahn, „daß sie nach Möglichkeit wieder zu dem alten Preis zurückkehrt“. Zudem müsse der Bund „jetzt seiner Aufsichtspflicht nachkommen“, verlangte Neuß.
Der für die Bahn zuständige Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) äußerte sich bislang nicht zur Preiserhöhung. Jedoch kam bereits Kritik an der Maßnahme aus eigenen Reihen. „Die Bahn sollte ihr Vorgehen überdenken“, sagte der Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß (CDU) gegenüber der Rheinischen Post. Als Union wolle man den Bahnverkehr stärken. „Klar ist: Dabei dürfen Familien nicht über Gebühr belastet werden“, unterstrich Ploß.
Vergünstigungen sieht die Bahn nach den Änderungen zum Fahrplanwechsel hingegen bei kurzen Strecken für das Super-Sparpreis-Ticket in der 2. Klasse. Hier sollen die Preise ab dem 15. Juni von 9,99 Euro auf 6,99 Euro fallen. Ebenso soll die „My BahnCard 50, 2. Klasse“ bis zum 13. Dezember für 49,99 Euro statt 79,90 Euro erhältlich sein. (rsz)