KARLSRUHE/AARHUS. Generalbundesanwalt Jens Rommel hat am Donnerstag den dänischen Staatsangehörigen Ali S. wegen mutmaßlicher Spionage für den Iran festnehmen lassen. Er soll jüdische und israelische Ziele in Deutschland ausgespäht haben. Den Einsatz in Aarhus führte der dänische Inlandsgeheimdienst PET aus, teilte die Bundesanwaltschaft am Dienstag mit.
Ali S. ist laut der Behörde „dringend verdächtig“, für den iranischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein. So soll er sich im Juni nach Berlin begeben haben, um drei Objekte unter die Lupe zu nehmen. „Dies diente mutmaßlich der Vorbereitung weiterer geheimdienstlicher Operationen in Deutschland, möglicherweise bis hin zu Anschlägen gegen jüdische Ziele“, mahnte die Bundesanwaltschaft. Die Informationen über S. stammten vom Verfassungsschutz.
Iran-Spion soll Afghane sein
Wie die ARD-„Tagesschau“ berichtete, war der Verfassungsschutz zuvor aus dem Ausland informiert worden. Um welche Objekte es sich genau handelt, ließ die Bundesanwaltschaft offen. Laut dem Spiegel kundschaftete Ali S. den Sitz der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) aus, ebenso wie ein Gebäude, in dem sich Josef Schuster gelegentlich aufhalten soll. Schuster ist Präsident des Zentralrats der Juden. Auch koschere Supermärkte habe der Verdächtige aufgesucht.
Laut der ARD und dem Spiegel ist Ali S. 53 Jahre alt und hat afghanische Wurzeln. Seine Anweisungen soll er direkt von der Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarden (Pasdaran) erhalten haben. Die Quds-Einheit gilt als Eliteeinheit der Pasdaran und ist für Auslandseinsätze zuständig. Unter anderem die USA stufen sie als Terrororganisation ein. Ob der Besuch in Berlin vor oder nach dem israelischen Angriff auf das Atomprogramm des Iran in der Nacht auf den 13. Juni erfolgte, ist unklar.
Schuster spricht von „Alarmsignal“
Zentralratspräsident Schuster nannte den Vorgang ein „deutliches Alarmsignal“. „Diese geglückte Abwehr muß ein letztes Signal an all diejenigen sein, die den Haß und die Vernichtungsphantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden in aller Welt immer noch kleinreden.“ DIG-Chef Volker Beck betonte, daß der Iran Anschläge auf jüdische Repräsentanten und proisraelische Aktivisten plane, zeige „den terroristischen Charakter des Regimes“.
Es ist nicht das erste Mal, daß Spionage oder gar Terrorplanungen in Europa mit Bezug zum Iran aufgedeckt werden. 2023 etwa verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf einen 36jährigen Deutsch-Iraner wegen Planung einer schweren Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.Laut den Richtern wollte dieser im Vorjahr eine Synagoge in Bochum angreifen. Die Planung gehe „auf eine staatliche iranische Stelle zurück“. (ser)