MUNSTER. Der verteidigungspolitische Sprecher der AfD im Bundestag, Rüdiger Lucassen, hat die Umbenennung der Hindenburg-Kaserne im niedersächsischen Munster scharf kritisiert. Mit der Umbenennung setze die Führung der Bundeswehr „die politischen Säuberungen in der Traditionspflege fort und schwächt damit die Einsatzbereitschaft“, sagte der Politiker der JUNGEN FREIHEIT.
„Denn solche Vorbilder militärischer Exzellenz, eine gewachsene deutsche Militärtradition, ein intakter Korpsgeist und gelebtes soldatisches Brauchtum sind identitäts- und sinnstiftend für unsere heutigen Soldaten“, betonte Lucassen. Das sei „mindestens so entscheidend“ wie Ausrüstung oder Personal. In „einer Linie mit den deutschen Streitkräften der Vergangenheit zu stehen“, sei „kein Nachteil für die Kampfkraft der Bundeswehr – im Gegenteil“.
Zuvor hatte die Bundeswehr bekanntgegeben, daß die Kaserne am 10. September in „Unteroffizier-Friederike-Krüger-Kaserne“ umbenannt werden wird, wie der NDR berichtet. Die Entscheidung sei im Zusammenhang mit der „Traditionspflege der Bundeswehr“ und unter der Beteiligung der Soldaten getroffen worden, sagte ein Sprecher der Armee.
Gutachten: Hindenburg habe demokratiefeindlich gehandelt
Friederike Krüger (1789–1848) war eine preußische Unteroffizierin und sei ein „historisches Vorbild für Mut, Pflichterfüllung und Hingabe im Dienst“, hieß es in einem Text der Armee. Sie sei ein „identifikationsstiftendes Vorbild für alle Soldaten“.
Die Auseinandersetzung über den Namen der Bundeswehrkaserne sei ein fortlaufender Prozeß gewesen, der sich über Jahre erstreckt habe. Mehr als 70 Namensvorschläge seien eingereicht worden – mit Persönlichkeiten aus der Geschichte, der Militärgeschichte sowie mit regionalem Bezug. Ende April sei die Umbenennung durch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gebilligt worden.
Grund für die Umbenennung sei ein Gutachten des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften gewesen. Demnach habe Paul von Hindenburg demokratiefeindliches Handeln gezeigt, bewußt falsche Tatsachen verbreitet, als Reichspräsident autoritär geherrscht und bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine führende Rolle gespielt.
Auch andere Einrichtungen wurden umbenannt
Die Biographie Friederike Krügers stehe hingegen für höchstes Pflichtgefühl, eine patriotische Gesinnung, eine feste innere Überzeugung sowie die Wiederherstellung von Recht und Freiheit. Zudem habe sie früh nach Gleichberechtigung gestrebt.
Bereits in der Vergangenheit waren militärische Einrichtungen, die den Namen des Feldmarschalls getragen hatten, umbenannt worden. Vertreter der politischen Linken hatten dies immer wieder gefordert. So hatte der Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Jan Korte im Herbst 2023 etwa die Bundesregierung gefragt, ob Paul von Hindenburg „nach wie vor für die Bundeswehr als traditionsstiftend“ gelte.
In ihrer Antwort betonte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverteidigungsministerium, Siemtje Möller, zwar, Hindenburg sei in der Weimarer Republik auch „von den demokratischen Kräften unterstützt worden“. Dennoch seien „Traditionsstiftung und Traditionspflege dynamisches und niemals abgeschlossenes Handeln“ und würden auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse bewertet werden. Daher könne es „auch zu einer Umbenennung der in Rede stehenden, bisher nach Paul von Hindenburg benannten Liegenschaft führen“. (lb)