BERLIN. Die Grünen-Fraktion im Bundestag hat ein europaweites Verbot für Influencer gefordert, medizinische Produkte, Glücksspiel, ungesunde Lebensmittel und Finanzprodukte zu bewerben. „Influencer-Marketing muß strenger reguliert werden“, heißt es in einem Positionspapier der Fraktion, das dem Handelsblatt vorliegt. Nach dem Willen der Grünen soll die Regelung Teil der sogenannten europäischen Verbraucheragenda 2025 bis 2030 werden.
Sogenannte Influencer zeigen ihren Fans im Internet mehr aus ihrem Privatleben als frühere Prominente. Werbung ist für sie dabei eine wichtige Einnahmequelle. Kritiker bemängeln seit langem die weitgehend unregulierte Praxis, mit der einige Influencer ihren teilweise sehr jungen Zuschauern Produkte empfehlen.
Koalitionspartner sehen Grünen-Idee skeptisch
Was soll Thema der zukünftigen EU-Verbraucheragenda sein?
Dazu habe ich mit @linda_lobster ein 10 Thesen-Papier erarbeitet, das heute auf der Konferenz von @GrueneBundestag diskutiert wird. Das @handelsblatt hat schon reingeschaut: https://t.co/VLIumzMvzU#GruenDigitalFair https://t.co/SMYR15JyCv
— Tabea Rößner (@TabeaRoessner) March 12, 2024
Die Vorsitzende des Digitalausschusses des Bundestags, Tabea Rößner (Grüne), begründete das geplante Verbot gegenüber dem Handelsblatt mit der Beeinflußbarkeit von Kindern. „Sie wollen das essen und trinken, was ihre Vorbilder im Netz konsumieren, und das sind mitunter ungesunde, besonders zuckerhaltige Lebensmittel oder Junkfood“, sagte die 57jährige. „Aber auch Erwachsene lassen sich von Influencern verleiten, zum Beispiel riskante Finanzprodukte zu kaufen.“
Kritik an dem Vorstoß kommt unter anderem von den Koalitionspartnern SPD und FDP. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jens Zimmermann sagte, der Vorschlag sei „grundsätzlich zu begrüßen“, jedoch nicht zielführend. Bürger vor Betrug zu schützen sei zwar wichtig, aber „zu entscheiden, für welche Nahrungsmittel geworben werden darf, geht weit darüber hinaus und hat keinen spezifischen Bezug zu dieser Werbeform“. Statt weiterer Gesetze sei es geboten, „die aktuelle Regulierung und insbesondere deren Durchsetzung zu evaluieren“.
Auch der FDP-Digitalpolitiker Maximilian Funke-Kaiser zeigte sich skeptisch und gab zudem mit Blick auf die kommenden EU-Wahlen ein Wahlversprechen. „Anstatt jeden noch so privaten Lebensbereich zu regulieren, werden sich die Freien Demokraten in der kommenden europäischen Legislaturperiode auf die Entbürokratisierung konzentrieren.“ (st)