BERLIN. Der frühere EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger hat eindringlich vor Kriegswirtschaftszuständen im Winter gewarnt. Er prognostizierte, daß der russische Präsident Wladimir Putin über Nord Stream 1 den Gashahn auf- und zudrehen wird, um die Befüllung der Speicher zu verhindern, wie Oettinger im Rahmen der Diskussionsveranstaltung „Energiewende- aber sicher“ in Berlin sagte.
Der CDU-Politiker empfahl Deutschland, die drei Atomkraftwerke zu Jahresende nicht herunterzufahren, sondern weiterzubetreiben. Er plädierte dafür, zu prüfen, wie systemrelevant der Gasbedarf einzelner Unternehmen tatsächlich ist, aber auch dahingehend Kompromisse zu machen, so daß auch in privaten Haushalten weniger stark geheizt werden sollte.
Gewaltiges soziales Konfliktpotential
Der Chef des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO Gabriel Felbermayr, der ebenfalls als Diskussionsteilnehmer zur Runde geladen war, erwartete einen weiteren Anstieg der Inflation. Sollte es über den Winter nicht genug Gas geben, könnte diese sich seiner Ansicht nach noch einmal verdoppeln. „Da schlummert gewaltiges soziales Konfliktpotential“, betont Felbermayr und warnt vor einer Situation, die die Menschen „auf die Straße treiben“ könnte. Dann „hört die Marktwirtschaft auf“.
Felbermayr hält Europa insgesamt für zu wenig vorbereitet: „Ich habe Sorge, daß wir unkoordiniert in den Notfall laufen.“ Noch bis Jahresende könnte die Konjunktur gut laufen, aber ab Dezember sei ein jähes Ende zu erwarten, wenn die Industrie nicht mehr produzieren könne. (JF)
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