BERLIN. Der Lesben-und Schwulenverband Deutschland (LSVD) hat dem Bundesgesundheitsministerium mit Blick auf die Affenpocken eine Stigmatisierung von homosexuellen Männern unterstellt. Hintergrund ist eine Mitteilung des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach das Besondere an den bisher aufgetretenen Fällen sei, „daß viele Übertragungen offenbar im Rahmen von sexuellen Aktivitäten (aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern hatten) erfolgt sein könnten“.
LSVD-Pressesprecher Markus Ulrich sagte gegenüber ZDF, das RKI und das Bundesgesundheitsministerium sollten ihre Kommunikation „kritisch überprüfen“. Verkürzte und „stigmatisierende Statements und Überschriften“ würden niemandem helfen. Kritik kam auch vom gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen. „Wir müssen deutlich kommunizieren, daß auch heterosexuelle Sexualkontakte zu einer Übertragung der Affenpocken führen können“, sagte er mit Blick auf die öffentliche Debatte.
Auch Deutschland meldet erste Infektionen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuvor auf Twitter geschrieben, daß „ohne jede Stigmatisierung“ insbesondere „Männer mit anonymem Sex“ vor Affenpocken gewarnt werden müßten. Diese seien im Moment eine Risikogruppe. Nur gemeinsam könne der Ausbruch beendet werden.
Ohne jede Stigmatisierung müssen insbesondere Männer mit anonymen Sex vor Affenpocken gewarnt werden. Sie sind im Moment eine Risikogruppe. Nur gemeinsam kann der Ausbruch beendet werden. https://t.co/Whp1BDziYj
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) May 23, 2022
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es weltweit aktuell etwa 80 bestätigte und 50 Verdachtsfälle. Frankreich, Belgien, Australien und auch Deutschland vermeldeten am Freitag erste Infektionen mit dem Virus. In Spanien sind bereits 30 Affenpocken-Fälle nachgewiesen. Intimkontakte sind ein möglicher Übertragungsweg für die Krankheit. (st)