STUTTGART. Nach dem Bekanntwerden von fremdenfeindlichen Chatnachrichten zweier Daimler-Mitarbeiter hat sich nun auch Konzernchef Ola Källenius eingeschaltet. „Daimler ist nicht nur ein Innovations- und Jobmotor, sondern auch ein Motor für Integration. Wir sind so divers wie unsere Kunden. Diese Vielfalt macht uns stark. Deshalb haben Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bei uns keinen Platz“, teilte Källenius am Mittwoch mit.
Auch Personalvorstand Wilfried Porth betonte: „Respekt, Offenheit und Kollegialität sind die Werte, die uns erfolgreich machen. Dafür stehen wir gemeinsam ein. Darum gilt: Flagge zeigen statt wegducken.“
Hintergrund ist die Entlassung zweier Mitarbeiter im Stammwerk Untertürkheim, die einem türkischen Kollegen und IG-Metall-Vertrauensmann über Monate Hitler-, Hakenkreuz- und verächtliche Bilder über Moslems per WhatsApp zugesandt haben sollen, wie das ARD-Magazin „Report Mainz“ sowie der stern berichteten.
Gericht gab Daimler recht – Betroffene weisen Anschuldigungen zurück
Das Stuttgarter Arbeitsgericht gab Daimler Mitte März in erster Instanz recht und wies die Klage eines Betroffenen ab. Demnach sei es gerechtfertigt, einem Mitarbeiter fristlos zu kündigen, wenn dieser in grober Form ausländerfeindliche oder rassistische Beleidigungen in einem Chat äußere. „Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit steht einer entsprechenden Kündigung auch bei kurz zuvor abgeschlossenem Altersteilzeitvertrag nicht zwingend entgegen“, begründete das Gericht sein Urteil.
Die gekündigten Mitarbeiter, Joachim S. und Timo W., wiesen die Anschuldigungen Anfang Juli erneut zurück. In einem Video der rechtsalternativen Gewerkschaft Zentrum Automobil machten sie dem Gericht schwere Vorwürfe. Sie bestätigten zwar, dem türkischen Kollegen per Mobiltelefon Fotos geschickt zu haben, die etwa eine Rittersport-Schokolade zeigten, auf der statt des originalen Logos „Hitlersport“ und ein Hakenkreuz gestanden habe. Aber der IG-Vertrauensmann habe ausdrücklich darum gebeten, als ähnliche Bilder in der Raucherpause herumgezeigt worden seien.
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Der Türke habe sich sogar dafür bedankt. Wie das Gericht bestätigte, antwortete er etwa mit „umgedrehten“ lächelnden Smileys, mit einem „Dankeschön“ sowie mit pornographischen Bildern. Die beiden ehemaligen Mitarbeiter, die nach eigenen Angaben körperlich behindert sind, warfen dem IG-Mitglied überdies vor, regelmäßig unter anderem mit Smartphones, Laptops und Klamotten auf dem Daimler-Gelände gehandelt zu haben.
Joachim S. und Timo W. kündigten an, in die nächste Instanz zu gehen. Daimler wies die Darstellungen in dem Video vom Zentrum Automobil als „verzerrt“ zurück und gab an, einige Behauptungen seien „schlicht unwahr“. (ls)