BERLIN. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn hat dem Schwulen- und Lesbenverband vorgeworfen, Homosexuellenfeindlichkeit unter islamischen Einwanderern zu verharmlosen. Mit der großen Einwanderungsbewegung der vergangenen Jahre sei auch Homophobie ins Land gekommen, warnte Spahn, der selbst homosexuell ist, in der Welt.
Doch das werde „von allzu vielen, auch vom Lesben- und Schwulenverband Deutschlands, heruntergespielt“. Es ärgere ihn, „daß wir dieses Problem gar nicht besprechen – aus Angst, man könnte sich irgendwie verheddern in seinem Multikulti-Wohlfühldasein“.
Es sei offenkundig, daß Menschen aus zum Teil extrem schwulenfeindlichen Kulturen „allerhand Geringschätzung gegenüber Homosexuellen im Gepäck“ mitbrächten. „Die Sozialisierung in einem Land, in dem Homosexualität unter Todesstrafe steht, prägt nun mal anders als die in einer liberalen Gesellschaft.“
LSVD weist Kritik zurück
Wenn er mit schwulen Freunden in Köln oder Berlin unterwegs sei, oder seiner Heimat im Münsterland, werde er „unflätig beschimpft“ oder „frech angemacht“ – und zwar „nicht von frommen Katholiken“, sondern von Menschen, „die augenscheinlich eher aus dem islamisch geprägten Kulturraum stammen“.
Der Schwulen- und Lesbenverband Deutschland (LSVD) wies die Kritik Spahns zurück. Der CDU-Politiker erwecke „den unfairen Eindruck, daß nur Muslime Homosexuelle diskriminieren würden“, sagte LSVD-Sprecher Markus Ulrich der Welt.
Tatsächlich unterscheide sich der fromme Katholik in dieser Frage nicht vom gläubigen Muslim. Je weniger religiös Menschen seien, „um so weniger Vorbehalte haben sie meist gegenüber Homosexualität“. Daß Schwulenhaß und schwulenfeindliche Gewalt durch die Einwanderung zugenommen hätten, sei Spekulation. Bislang gebe es keine belastbaren Untersuchungen und Statistiken, die das belegen oder widerlegen könnten. (krk)