STUTTGART. Die steigenden Kosten von Stuttgart 21 können nach Einschätzung von Fahrgast- und Verkehrsverbänden negative Folgen für Bahnkunden haben. „Durch die fatalen Mehrkosten fehlt das Geld an anderer Stelle, beispielsweise für den dringenden Ausbau so mancher regionaler Strecke“, sagte Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Neumann der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Auch der Landeschef des ökologischen Verkehrsclubs, Matthias Lieb, sieht das so. „Man sieht ja heute schon, daß die Fahrgäste mit großen Verspätungen konfrontiert sind.“ Dies liege oft an nicht ausreichendem Wagen- und Lokmaterial, sowie häufig anfallenden Weichen- und Signalstörungen. „Das sind alles Dinge, an denen man gespart hat. An denen wird nun noch mehr gespart werden müssen“, verdeutlichte er in der Pforzheimer Zeitung.
Verzögerungen bei den Bauarbeiten dauern an
Am Mittwoch war bekanntgeworden, daß das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ gut eine Milliarde Euro teurer werden soll als bisher geplant. Die Deutsche Bahn erwarte einen Kostenrahmen von 7,6 Milliarden Euro, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Bislang waren 6,5 Milliarden Euro vorgesehen.
Zusätzlich verzögert sich die Fertigstellung des Bahnhofs vom Jahr 2023 auf Ende 2024. Der neue Zeit- und Kostenplan soll auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrats Ende Januar beschlossen werden, hieß es in dem Bericht. Verantwortlich für die gestiegenen Kosten sind dem Gremium zufolge die höheren Baukosten, Verzögerungen im Planungsverfahren und die restriktiven Regeln beim Artenschutz.
Im Zuge des Projekts soll aus dem Stuttgarter Kopfbahnhof ein Tiefbahnhof werden. Seit Februar 2010 wird bereits gebaut, der Grundstein für einen Neubau wurde im September 2016 gelegt. Der Bundesrechnungshof hatte bis zu neun Milliarden Euro an Kosten vorausgesagt. Das Projekt hatte im Jahr 2010 für große Proteste gesorgt. Zehntausende Menschen waren dagegen auf die Straße gegangen. Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler vermittelte im Anschluß als Schlichter. (ha)