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„Arglistige Täuschung“: Humboldt-Universität entläßt Andrej Holm

„Arglistige Täuschung“: Humboldt-Universität entläßt Andrej Holm

„Arglistige Täuschung“: Humboldt-Universität entläßt Andrej Holm

Andrej Holm
Andrej Holm
Der zurückgetretene Berliner Staatssekretär Andrej Holm bei einer öffentlichen Diskussion über soziale Wohnungspolitik am 16.01.2017 in Berlin Foto: picture alliance / Jörg Carstensen/dpa
„Arglistige Täuschung“
 

Humboldt-Universität entläßt Andrej Holm

Die Humboldt-Universität Berlin will das Arbeitsverhältnis mit dem zurückgetretenen Staatssekretär Andrej Holm zum 30. Juni auflösen. Grund sei nicht die Tätigkeit Holms für die Stasi, sondern daß er die Hochschule diesbezüglich getäuscht und keine Reue gezeigt habe. Holm kündigte an, gegen die Entscheidung zu klagen.
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BERLIN. Die Humboldt-Universität Berlin will das Arbeitsverhältnis mit dem zurückgetretenen Staatssekretär Andrej Holm auflösen. Der Vertrag werde „ordentlich gekündigt“, gab HU-Präsidentin Sabine Kunst am Mittwoch auf einer Pressekonferenz bekannt.

Grund sei nicht grundsätzlich die Tätigkeit Holms für die Staatssicherheit, sondern daß er die Hochschule hinsichtlich seines Lebenslaufs getäuscht und an dem wiederholt vorgebrachten Argument der Erinnerungslücken festgehalten habe.

„Arglistige Täuschung“

Bei seiner Einstellung im Jahr 2005 hatte Holm in einem Fragebogen die Frage, ob er hauptamtlich bei der Stasi tätig war, verneint. Auch in „verschiedenen Lebensläufen“ habe er versucht zu verschleiern, daß er Offiziersschüler des Ministeriums für Staatssicherheit war.

„Dies ist arbeitsrechtlich eine arglistige Täuschung“, betonte Kunst. Die Universität habe erst Mitte Dezember 2016 einen neuen Lebenslauf erhalten, in dem die Tätigkeit als Offiziersschüler aufgeführt wurde. Das Vertrauensverhältnis der HU gegenüber Holm sei durch die Falschangaben nachhaltig gestört.

Kunst bedauert Entscheidung

Die Präsidentin bedauere die Entscheidung sehr, weil die HU „einen renommierten und anerkannten Stadtsoziologen mit großer wissenschaftlicher Reputation verliert“. Wegen dieser Wertschätzung habe die Universität versucht, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich aufzulösen, doch Holm habe leider „diesen fast schon vereinbarten Weg verworfen.“

Zudem sei sie zu dem Schritt genötigt, da Holm keine Bereitschaft gezeigt habe, „seine Falschangaben gegenüber der HU einzuräumen und sich von ihnen zu distanzieren.“ Die Entlassung wäre vermeidbar gewesen, wenn Holm Reue gezeigt hätte. Die Kündigung werde zum 30. Juni wirksam, von einer fristlosen außerordentlichen Kündigung habe man abgesehen.

Wiedereinstellung möglich

Kunst betonte, Holm hätte die Stelle als Wissenschaftler damals auch bekommen, wenn er bei seiner Anstellung die Wahrheit auf dem Personalbogen angekreuzt hätte. Die Einstellung von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern galt an der HU als „zumutbar“, wenn diese ihre Tätigkeit „unmittelbar nach Schulabschluß erst 1989 aufgenommen“ hatten.

Eine Wiedereinstellung sei laut Kunst unter anderen Vorzeichen natürlich möglich. „Die HU war mit ihm als wissenschaftlichen Mitarbeiter ja sehr zufrieden.“

Linke Studenten protestieren

Linke Holm-Unterstützer störten die Pressekonferenz. Immer wieder unterbrachen Pfiffe, „Buh“- und Zwischenrufe die Universitätspräsidentin, berichten Tagesspiegel und RBB. Etwa 150 Studenten hätten „Holm bleibt!“ skandiert und Schilder hochgehalten mit den Aufschriften „Berufsverbot ist keine Aufarbeitung“ oder „Studis für Andrej“. Die Kritik eines Studenten, die Entscheidung treffe Kunst nur, da sie wie Bürgermeister Müller Mitglied der SPD sei, entgegnete Kunst: „Ich bin in der Verantwortung der Präsidentin der Humboldt-Universität und keiner anderen.“

Die Studenten kündigten an, das Institut für Sozialwissenschaften bis Freitag zu besetzen. Sie fordern die Schaffung einer neuen Stelle in der Stadt- und Regionalsoziologie, Holms Spezialgebiet. Holm selbst kündigte an, gegen die Entlassung zu klagen. (gb)

Der zurückgetretene Berliner Staatssekretär Andrej Holm bei einer öffentlichen Diskussion über soziale Wohnungspolitik am 16.01.2017 in Berlin Foto: picture alliance / Jörg Carstensen/dpa
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