HAMBURG. Wenige Stunden nach Beginn der Öffentlichkeitsfahndung nach über 100 mutmaßlichen G20-Randalierern hat sich ein Verdächtiger der Polizei gestellt. Der Mann räumte ein, an der Plünderung eines Supermarktes anwesend gewesen zu sein, bestätigte ein Sprecher der Polizei Hamburg auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Gegenüber der JF erläuterte der Mann, er habe sich jedoch nicht an den Plünderungen beteiligt, sondern sei nur vor Ort gewesen, um die Ereignisse zu filmen. Er arbeite unter anderem als Youtuber und habe dies auch der Polizei mitgeteilt. Das Verfahren gegen ihn solle nun eingestellt werden.
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Montag Fotos und Videos von 104 Verdächtigen ins Internet gestellt. Ihnen werden zumeist gefährliche Körperverletzung, schwerer Landfriedensbruch oder Brandstiftung vorgeworfen. Die Soko „Schwarzer Block“ hatte über Wochen hinweg große Datenmengen an Foto- und Videomaterial ausgewertet.
Linkspartei kritisiert „Menschenjagd“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster verteidigte die Maßnahme. Die Strafprozeßordnung erlaube eine Öffentlichkeitsfahndung, wenn zuvor andere Identifizierungsmöglichkeiten erfolglos blieben und wenn die Straftaten von erheblicher Bedeutung seien, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“.
Zuvor hatte die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft vor allem die veröffentlichten Videos kritisiert. „Das ist Stimmungsmache und ich frage mich, wie ein solches Vorgehen durch ein Gericht abgesegnet werden konnte“, sagte die innenpolitische Sprecherin Christiane Schneider der „Tagesschau“. Mit der Abbildung ihrer Fotos drohe den betroffenen Personen lebenslange Stigmatisierung. Zudem sprach Schneider von einer „Menschenjagd“. (ls)