BERLIN. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat ein mangelndes Nationalbewußtsein der Deutschen beklagt. „Obwohl es uns ökonomisch gut geht wie selten zuvor, sind wir uns unserer selbst, unserer Identität nicht sicher genug. Wir wissen nicht mehr genau, wer wir sind und wer wir sein wollen. Was uns als Deutsche ausmacht“, sagte er dem Stern.
Auch die abnehmende religiöse Bindung in der Gesellschaft kritisierte de Maizière. „Die Zahl der überzeugten Christen in Deutschland ist kleiner geworden.“ Es mache „die Integration vieler Muslime nicht einfacher, daß sie auf eine Gesellschaft mit einem – gegenüber früher – verunsicherten christlichen Selbstbewußtsein stoßen“.
Integration von Muslimen „objektiv schwieriger“
Die Integration von Hunderttausenden Muslimen sei „objektiv schwieriger“ als beispielsweise die Integration von Rußlanddeutschen, da die kulturellen Unterschiede größer seien. „Die Auseinandersetzung zwischen dem Christentum und dem Islam war über Jahrhunderte hinweg kompliziert. Das ist im historischen Gedächtnis der Deutschen verankert.“
Der Innenminister verteidigte im Interview seine Pläne, Dschihadisten mit doppelter Staatsbürgerschaft den deutschen Paß zu entziehen. Auch wenn die Zahl mit etwa 200 in Frage kommenden Kämpfern relativ gering sei, erhöhe dies die Sicherheit. „Außerdem ist es eine grundsätzliche Frage. Die Staatsbürgerschaft ist nicht irgendetwas. Wer unseren Staat mit Terror bekämpft, muß mit einer harten Antwort rechnen.“ (gb)