BERLIN. Gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenan Kolat, wird wegen des Verdachtes der Untreue ermittelt. Dies bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft gegenüber dem Deutschlandfunk. Kolat zeigte sich demnach selbst an. Der Vorwurf: Er soll sich mehrfach aus der Vereinskasse bedient haben.
„Solange Kenan Kolat zugegeben hat, daß es für seine privaten Zwecke war, müssen wir es auch so akzeptieren. Und das heißt, er hat das Vereinskonto mehr oder weniger wie sein eigenes Konto privat benutzt“, sagte der Kassenprüfer der TGD, Ilker Duyan, dem Deutschlandradio.
Kolat soll sich mehrfach in der Vereinskasse bedient haben
Konkret geht es um mehrere Abhebungen vom Vereinskonto in den Jahren 2012 und 2013. Die Summen lagen zwischen 200 und 1.000 Euro. Das Geld zahlte Kolat zum Teil erst Monate später wieder zurück. Kolat leitete den türkischen Lobbyverband neun Jahre bis zum Mai 2014. Auf dem Bundeskongreß gab er damals an, aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut kandidieren zu wollen.
Kassenwart Turan widersprach nun allerdings dieser Version: „Es gab eine Absprache mit ihm, daß er nicht wieder kandidiert wegen seiner Verfehlungen.“ Nach seinem Ausscheiden wurde Kolat als Honorarkraft weiter von der Türkischen Gemeinde beschäftigt.
Der 55jährige hatte in den vergangenen Jahren immer wieder den angeblichen Rassismus der Deutschen kritisiert. Er gilt zudem als Verfechter einer stärkeren finanziellen Unterstützung von in Deutschland lebenden Türken. Politischen Gegnern warf er mehrfach Rechtsextremismus und Rechtspopulismus vor. Er ist mit der Berliner Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) verheiratet. (ho)