KÖLN. Nach dem tödlichen Brandunglück in einem von Türken bewohnten Haus in Köln hat die türkische Regierung scharfe Kritik an den deutschen Behörden geübt. Er frage sich, warum immer nur in Wohnhäusern von Türken in der Bundesrepublik Brände ausbrächen, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdag, nach einem Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Zudem seien die deutschen Behörden in Fällen wie diesen stets schnell mit der Beschwichtigung zur Hand, daß es sich nicht um einen rechtsextremistischen Anschlag gehandelt habe. Die Behörden machten sich jedoch lächerlich, wenn sie „fünf Minuten nach einem Feuer“ die Erklärung verbreiteten, der betreffende Brand habe nichts mit Neonazis zu tun, kritisierte Bozdag.
Bei dem Brand in einem Kölner Mehrfamilienhaus waren am Sonnabend ein Mann und eine Frau ums Leben gekommen. 26 Personen wurden verletzt.
Kritik auch vom Zentralrat der Muslime
Kritik an den Behörden kam auch vom Zentralrat der Muslime. Dessen Vorsitzender, Aiman Mazyek, sagte dem Blatt, Moslems in Deutschland hätten nach den jüngsten Wohnungsbränden große Angst. „Sicherheitsbehörden sollten nicht vorschnell einen rechtsradikalen Hintergrund ausschließen, sondern durch akribische Spurensuche überzeugen. Das haben sie leider in der Vergangenheit, etwa bei der NSU-Ermittlung, nicht getan“, beklagte Mazyek.
Von Politik und Gesellschaft komme einfach zu wenig, um die Sorgen der Türken und Moslems wirklich ernst zu nehmen. „Es fehlt an Signalen, die ihnen zeigen: Wir halten zusammen und sitzen alle im gleichen Boot.“
Bereits nach einem Brand im baden-württembergischen Backnang im vergangenen Monat, bei dem eine türkische Mutter und sieben ihrer Kinder starben, war von türkischer Seite der Verdacht geäußert worden, es habe sich bei dem Unglück möglicherweise um einen rechtsextremen Anschlag gehandelt. (krk)