BERLIN. Bundespräsident Christian Wulff hat sich für sein Verhalten in der Affäre um einen privaten Kredit entschuldigt. Der Anruf beim Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, sei ein „schwerer Fehler“ gewesen, der ihm leid tue und für den er sich entschuldige, sagte Wulff in einem Interview mit ARD und ZDF am Mittwoch.
Er habe mit dem Telefonat aber lediglich eine Verschiebung des geplanten Artikels über den privaten Kredit der Unternehmergattin Edith Geerkens um einen Tag erreichen wollen, bis er von seinem Amtsbesuch in der Golfregion zurückgekehrt sei. Die Berichterstattung an sich habe er aber nicht verhindern wollen. Er habe sich in dem Moment offenbar eher als Opfer gesehen, sagte Wulff und gestand ein, sein Verhältnis zu den Medien neu ordnen zu müssen.
Gleichzeitig betonte Wulff, er denke nicht an Rücktritt. Er habe in den vergangenen Tagen große Unterstützung durch die Bürger erfahren und wolle nach fünf Jahren eine Bilanz vorlegen, die zeige, daß er ein guter und erfolgreicher Bundespräsident gewesen sei.
Wulff bittet um Verständnis
Wulff warb zudem um Verständnis für seine Situation: „Ich mußte ja auch einen Lernprozeß machen. Ich bin vom Ministerpräsidenten zum Bundespräsidenten ja sehr schnell gekommen, ohne Karenzzeit“, klagte der frühere CDU-Politiker. Zudem sei das Amt des Bundespräsidenten aus vielerlei Gründen in Deutschland schwieriger geworden.
„Aber ich bin fest davon überzeugt, daß ich durch eine ganze Reihe von Aktivitäten in der Amtszeit das Amt des Bundespräsidenten wieder gestärkt habe. Daß es eine hohe Anerkennung genießt.“ Er sei geradezu überrascht, wie sehr die Bürger letztlich darauf setzten, daß er Bundespräsident bleibe.
Wulff steht seit Wochen wegen des privaten Kredits in Höhe von 500.000 Euro zum Kauf eines Hauses während seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident sowie eines zinsgünstigen Kredits der BW-Bank, mit dem er später das private Darlehen ablöste, in der Kritik. Möglich ist, daß er sich dadurch der Vorteilsnahme im Amt schuldig gemacht hat. Wulff widersprach jedoch im Interview, gegen Gesetze verstoßen zu haben.
Bild will Mailboxnachricht veröffentlichen
Bild-Chefredakteur Kai Diekmann forderte den Bundespräsidenten am Donnerstag in einem offenen Brief auf, der Zeitung die Erlaubnis zu geben, seine Nachricht auf der Mailbox von Diekmann zu veröffentlichen. Wulff hatte den Chefredakteur am 12. Dezember angerufen und versucht, Einfluß auf die Berichterstattung der Bild zu der Kredit-Affäre zu nehmen. Das Blatt hatte den Vorfall aufgedeckt.
Der Leiter des Hauptstadtbüros der Bild und stellvertretende Chefredakteur des Blatts, Nikolaus Blome, widersprach Wulffs Version: „Den Satz von Herrn Bundespräsident Wulff, ‘ich wollte die Berichterstattung nicht verhindern’, das haben wir damals deutlich anders wahrgenommen“, sagte Blome im Deutschlandfunk.
Der Journalist betonte, der Anruf habe klar das Ziel gehabt, die Berichterstattung zu unterbinden. „Und wenn Sie das jetzt als Drohung bezeichnen oder auch nicht, das sei mal dahingestellt. Das ist vielleicht eine Geschmacksfrage. Aber klar war das Ziel dieses Anrufs, (…) diesen ersten Breaking-Bericht über die Finanzierung seines privaten Hauses zu unterbinden.“(krk/ho)