BERLIN. Bundespräsident Joachim Gauck hat den Menschen in Mitteldeutschland vorgeworfen, anfälliger für rechtsextremes Gedankengut zu sein als Westdeutsche. „Verführbare wie bösartige und fremdenfeindliche Menschen gibt es leider überall. Daß es im Osten prozentual mehr sind, läßt sich leider nicht leugnen“, sagte Gauck der Leipziger Volkszeitung. Den Menschen in der ehemaligen DDR fehlten offenbar die „Erfahrungen des Zusammenlebens“.
Der Bundespräsident forderte die Deutschen auf, sich stärker gegen Rechtsextremismus zu engagieren. Wer einen „Nazi“ als Nachbar hätte, solle nicht weglaufen, sondern auf seine eigenen Argumente vertrauen. Zudem müsse mit „verführten Jugendlichen“ anders umgegangen werden als mit „eingefleischten Ideologen“. In „abgehängten Regionen“ könnten einfachere Wahrheiten jedoch leichter verfangen.
Einem NPD-Verbot steht Gauck dagegen skeptisch gegenüber. Er verfolge zwar die Arbeit der Experten, dennoch müsse „sehr sorgfältig“ geprüft werden. Gauck bestritt dabei die Existenz sogenannter „National befreite Zonen“. Überall wo „die Braunen“ seien, trete die „Bürgergesellschaft“ ihnen zehnmal stärker entgegen. Gauck kündigte an, am 25. August an einer Gedenkveranstaltung in Rostock-Lichtenhagen teilzunehmen, mit der an die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von vor 20 Jahren erinnert werden soll. (ho)