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Gefallenengedenken: Stille Solidarität

Gefallenengedenken: Stille Solidarität

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Gefallenengedenken
 

Stille Solidarität

Mit Schweigemärschen erinnern in Würzburg Bürger an die in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten. Nun soll auch in Berlin auf diese Weise an die Gefallenen erinnert werden.
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Cato, Palmer, Exklusiv

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Einfache Bürger und Studenten gedenken der deutschen Gefallenen Foto: A. Bagus

Hinter einer schwarz-rot-goldenen Fahne ziehen knapp fünfzig Personen schweigend und in Zweierreihe durch die Straßen der Würzburger Innenstadt. Viele Passanten bleiben stehen und schauen dem Zug hinterher. Ihnen bietet sich ein buntes Bild: Einfache Bürger und Studenten, manche in Freizeitkleidung, andere im Anzug, einige durch Band und Mütze als Korporierte erkennbar.

Zur Solidarität mit den in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten tragen viele eine gelbe Schleife und ein Pappschild. Jedes davon steht stellvertretend für einen der 43 deutschen Soldaten, die bislang in Afghanistan gefallen sind und derer die Teilnehmer des Schweigemarsches trotz ihres unterschiedlichen Hintergrunds gemeinsam gedenken.

Angemeldet hat die Demonstration Torsten Heinrich, der seit drei Jahren im Internet das Blog soldatengedenken.de betreibt. Nachdem Anfang April innerhalb weniger Wochen sieben deutsche Soldaten in Afghanistan bei Kämpfen mit Taliban gefallen waren, entschloß sich Heinrich, ein Zeichen zu setzen. Schon am folgenden Tag meldete er bei der Stadt Würzburg eine Solidaritätsdemonstration an. Am 18. April schließlich zog der Schweigemarsch erstmals  vom Hauptbahnhof bis zum Rathaus.

Anfängliches Unbehagen

Ermutigt von dem Erfolg, fand zwei Wochen später die nächste Demonstration statt – allerdings aufgrund eines Straßenfestes auf einer geänderten Route und wohl aus diesem Grund, so vermutet der Organisator, mit etwas geringerem Zuspruch. Gerade beim ersten Marsch hatten sich gegen Ende in den Fußgängerzonen noch einige Personen spontan angeschlossen.

Doch vielleicht liegt die zögerliche Teilnahme auch an Berührungsängsten mit der Demonstration. Einer der Teilnehmer, der 27 Jahre alte Student Franz, äußerte zu Beginn der zweiten Veranstaltung gegenüber der JUNGEN FREIHEIT sein anfängliches Unbehagen angesichts einer derart publikumswirksamen Veranstaltung.

„Ich unterstütze aber letztendlich diese Aktion, weil ich sie für eine hervorragende und unverfängliche Sache halte – gerade da keinerlei extreme Randpositionen vertreten werden oder entsprechende Personen beteiligt waren“, sagt der angehende Historiker. Von Anfang an war von seiten der Veranstalter klargestellt worden, daß extremistische Positionen  nicht geduldet werden würden. So freute sich Franz über die eher bürgerlichen Teilnehmer, unter denen er sich dann doch wohlfühlte.

Bequeme Lage der Bevölkerung daheim

Negative Reaktionen gab es bislang bei keinem der Schweigemärsche. Auch zu einer Gegendemonstration, die angekündigt war, kam es nicht. Bei den Würzburgern am Straßenrand überwog eher die Neugierde, manche Passanten schauten aber auch beschämt weg. Für Franz ist es wichtig, daß durch die Veranstaltung die Wahrnehmung der Öffentlichkeit für die deutschen Gefallenen geschärft wird. „Es macht eben einen Unterschied, ob jemand stirbt, getötet wird oder fällt“, ist er überzeugt. >>

Die Demonstrationen schlossen jeweils mit einer eine Rede von Organisator Torsten Heinrich. Darin bekräftigte er, daß es ihm nicht um Parteipolitik oder um das Für und Wider des Einsatzes in Afghanistan gehe, sondern ganz alleine um die Solidarität mit den Soldaten, ihrer Arbeit und ihren Leistungen.

„Während ich morgens aufstehe und die Nachrichten bei einem guten Kaffee lese, werden einige tausend Kilometer entfernt Landsleute beschossen“, versucht der parteilose Heinrich den Teilnehmern der Demonstration und den Passanten plastisch die bequeme Lage der Bevölkerung daheim im Vergleich zu dem Druck zu schildern, dem die Soldaten im Einsatz ausgesetzt sind. Seine Ansprache endet jeweils mit der namentlichen Nennung aller bislang Gefallenen und einer Schweigeminute.

Mit der Teilnehmerzahl zeigte sich Heinrich an beiden Tagen insgesamt doch zufrieden, vor allem angesichts der Tatsache, daß kein Netzwerk oder etwa eine Partei hinter ihm steht, über die in der kurzen Zeit mehr Menschen  hätten mobilisiert und für die Idee begeistert werden können. Auch die Medien hielten sich zu Heinrichs Verdruß bis auf einige kleiner Berichte in Lokalblättern bislang auffallend zurück.

„Ich hatt’ einen Kameraden“ gehört dazu

Um so mehr freut er sich über positive Reaktionen: etwa die eines jungen Anwohners, der zufällig auf den Marsch aufmerksam wurde. Felix, der Jura studiert, hatte sich über das Polizeiaufgebot in seiner Straße gewundert. „Dieser schweigende Zug durch die Straße war sehr eindrucksvoll“, schildert er der JF seine Eindrücke.

„Diesen Schweigemarsch finde ich sinnvoll, ich kann ihn nur unterstützen“, bekundet der 22jährige, dessen Bruder selbst in Afghanistan stationiert ist. Warum er sich nicht angeschlossen hat, ist ihm dabei selbst nicht ganz klar. „Ich war wohl zu überrascht“, meint er nachdenklich. Wahrscheinlich hätte er teilgenommen, wenn er früher davon erfahren hätte.

Heinrich will auf jeden Fall weitermachen. Jeden ersten Samstag im Monat soll künftig an die Gefallenen erinnert werden, das nächste Mal am 5. Juni. Zuvor ist am 29. Mai auch in Berlin ein Schweigemarsch geplant. Bis dahin sucht Heinrich händeringend einen Trompeter. Das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ gehört für ihn zu einem Gefallenengedenken mit dazu. Und vielleicht ist dann ja auch Felix mit dabei.

JF 21/10

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