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Integration: Einwandererkinder sollen Latein lernen

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Integration
 

Einwandererkinder sollen Latein lernen

Lateinunterricht kannnach Meinung eines Sprachwissenschaftlers Einwandererkindern beim Erlernen der deutschen Sprache helfen und Konflikte im Klassenzimmer entschärfen.
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Marcus Tullius Cicero, Schöpfer der klassischen lateinischen Sprache: Latein als Sprachbrücke für Einwanderer Foto: Wikipedia

BERLIN. Lateinunterricht kann Einwandererkindern beim Erlernen der deutschen Sprache helfen und kulturelle Konflikte im Klassenzimmer entschärfen. Diese These äußerte der Sprachforscher Stefan Kipf am Rande einer Tagung des Deutschen Altphilologenverbandes in Freiburg gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

„Schüler nichtdeutscher Herkunft erzielen deutliche Fortschritte in der Zweitsprache Deutsch, wenn sie Lateinunterricht haben“, sagte Kipf, der früher als Lehrer arbeitete und heute Didaktik-Professor für Klassische Philologie an der Humboldt-Universität Berlin ist.

Der Experte für Latein und Griechisch wies auf die Erfolge des Lateinunterrichts am Berliner Ernst-Abbe-Gymnasium hin, das vorwiegend von Kindern besucht wird, die entweder selbst oder deren Eltern aus dem Ausland stammen. „91 Prozent der Schüler haben gesagt, daß sich durch den Lateinunterricht ihr Deutsch verbessert hat“, freute sich der Professor. Es zeige sich, daß Latein den Kindern als Mittel diene, das Nachdenken über Sprache zu üben.

Latein erweitert den kulturellen Horizont

Die einstige Lingua franca des Abendlandes diene den Kindern mit fremder Muttersprache als Brückensprache zur deutschen Zweitsprache. „Beim Übersetzen müssen sie sich Rechenschaft darüber ablegen, warum sie etwas wie ausdrücken“, wodurch die Schüler über die Sprache miteinander ins Gespräch kämen, so Kipf.

Der Altphilologe hob hervor, wie durch das Latein der kulturelle Horizont erweitert werde und das Verständnis für kulturelle Zusammenhänge wachse: „Der Lateinunterricht ist der einzige Unterricht, in dem die Türkei regelmäßig vorkommt – denn das Land war einst die römische Provinz Asia.“ Zudem würden in ethnisch gemischten Gruppen emotional besetzte Themen sachlicher und nüchternder besprochen, wenn ein lateinischer Text dazwischengeschaltet sei. Die Diskussion über kontroverse Themen wie die Rolle und Stellung der Frau werde so gemildert.

Der Lateinunterricht an allgemeinbildenden Schulen erlebt seit der Wiedervereinigung eine Renaissance. Laut Erhebungen des Deutschen Altphilologenverbandes lernen mehr als 832.000 Schüler Latein. Damit nimmt diese Sprache nach Englisch und Französisch den dritten Platz in der Rangliste der Fremdsprachen ein, weit vor Spanisch oder Russisch. (ru)

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