MARIENBURG. In dem im Oktober entdeckten Massengrab im westpreußischen Marienburg (Malbork) werden immer mehr Überreste deutscher Zivilisten entdeckt. Polnische Medien berichten unter Berufung auf die zuständige Staatsanwaltschaft, daß mittlerweile von mindestens 1.800 Opfern ausgegangen wird.
Die JUNGE FREIHEIT hatte bereits Anfang Dezember über das bei Bauarbeiten für einen Hotelneubau entdeckte Massengrab aus dem Jahr 1945 berichtet. Damals gingen die Behörden noch von rund 200 Opfern aus, doch nach und nach wurden immer mehr sterbliche Überreste freigelegt.
Es wird erwartet, daß bei den andauernden Exhumierungsarbeiten noch weitere Opfer gefunden werden. Nach Angaben des zuständigen Staatsanwaltes weist ein Teil der Knochen Schußverletzungen auf.
Opfer waren zumeist unbekleidet
Bei den Opfern handelt es sich vermutlich um Einwohner von Marienburg, die die Stadt beim Vormarsch der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nicht verlassen hatten. Laut einem Bericht der Polnischen Nachrichtenagentur PAP äußerte ein Mitarbeiter des Museums der Marienburg die Vermutung, daß es sich bei den Toten um die verbliebenen Einwohner handelt und diese Anfang 1945 bei Kämpfen zwischen deutschen und sowjetischen Truppen getötet worden seien.
Da laut früherer Berichte die Opfer zumeist unbekleidet waren, kann nach Ansicht von Experten jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, daß die deutschen Zivilisten ermordet worden sind.