BERLIN. Zwei Plakate haben im langsam anlaufenden Wahlkampf für Furore gesorgt. Vera Lengsfeld, CDU-Direktkandidatin im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg, erregte mit einem Bild von sich und Kanzlerin Merkel, jeweils in tief-dekolletiertem Abendkleid, versehen mit dem doppeldeutigen Slogan „Wir haben mehr zu bieten“ für Aufsehen – und Verwunderung.
„Effekthascherei“, „Inhaltsleere“ und „Sexismus“ lauten die Vorwürfe in Richtung dieser etwas offenherzigen Kampagne der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin. Unterdessen hat das Plakat seine Wirkung, Aufmerksamkeit zu erzielen, voll entfaltet.
Lengsfeld ist seitdem in aller Munde, und das kann ihr zugute kommen angesichts des nicht gerade als konservativ geltenden Wahlkreises: Das Direktmandat erzielte hier vor fünf Jahren der Grüne Hans-Christian Ströbele.
„Voller Erfolg“
Folgerichtig bezeichnete die Christdemokratin die Kampagne als „vollen Erfolg“. Wie sehr die Idee eingeschlagen habe, zeigt die Hektik, mit der versucht werde, einen Skandal zu provozieren, so Lengsfeld auf ihrer Internetseite.
Den Vorwurf des „Sexismus“ kontert Lengsfeld, die 1996 von den Grünen zur CDU übergetreten war, mit der Gegenfrage: „Was ist an zwei Damen im Abendkleid sexistisch?“
Ungleich schwerwiegender lautet dagegen die Kritik an einem Plakat der Grünen im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf. Die Alternativen im niederrheinischen Kaarst werben für sich mit dem Foto des entblößten Gesäßes einer schwarzen Frau, in das sich die Hände einer weißen Geschlechtsgenossin krallen. Unterlegt ist diese Abbildung mit dem Spruch: „Es gibt nur einen Grund Schwarz zu wählen“. Entwickelt hat die Kampagne die Düsseldorfer Werbeagentur „Ocean8“.
Das Motiv sei „rassistisch und sexistisch“, beschwert sich die Internetseite „Der Braune Mob“, eine Initiative für die „faire und nicht-diskriminierende Darstellung schwarzer Menschen in deutschen Medien und der Öffentlichkeit“.
„Freche Ideen und unkonventionelle Wahlkampfmethoden“
In einer Stellungnahme des grünen Kreisverbandes heißt es dagegen, durch die Wahl eines „dunkelhäutigen Gesäßes“ solle keinesfalls der Eindruck entstehen, „mit rassistischen Motiven zu spielen“. Genauso könne „durch Wahl eines weiblichen Gesäßes keinesfalls ein sexistisches Motiv unterstellt werden“. Es handele sich lediglich „um die Darstellung zweier Frauen, die sich umarmen“.
Gerade die Grünen stünden für eine Politik, „die sich durch Toleranz, Weltoffenheit und Gleichberechtigung auszeichnet“. Sollte der Betrachter rassistische oder sexistische Motive dahinter sehen, „kann dem nur widersprochen und auf grüne Grundsätze verwiesen werden“.
Mit dem provozierenden Element wollten sich die Grünen allerdings bewußt von anderen Parteien abgrenzen und „freche Ideen, Innovationen und mitunter unkonventionelle Wahlkampfmethoden“ präsentieren, heißt es im Schreiben der Partei. (vo)