BERLIN. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), stellt am Mittwoch ihren Jahresbericht vor. Die Staatsministerin im Kanzleramt erklärte gegenüber dem Deutschlandfunk, man könne in diesem Jahr erstmals die Integration hier lebender Zuwanderer „messen“. Böhmer stellte in diesem Zusammenhang fest, die Bundesregierung sei weiter vorangekommen „die vielen Versäumnisse der vergangenen Jahre“ zu überwinden.
Obwohl es „teilweise noch erhebliche Integrationsprobleme“ gebe, sei man „auf dem richtigen Weg“, lobte Böhmer. So habe sich beispielsweise „die Situation der in Deutschland geborenen Migrantinnen und Migranten in vielen Bereichen verbessert“, denen es insgesamt besser gehe als „den Migranten der ersten Generation“.
Als einen gravierenden Mißstand benannte die CDU-Politikerin den Bildungsrückstand der Einwandererkinder, den es zu beseitigen gelte. Nachholbedarf bestehe vor allem bei der Quote der Schulabschlüsse und insbesondere hinsichtlich des Besuchs höherer Bildungseinrichtungen. „Bei den Deutschen haben wir einen Anteil von 30 Prozent, die Abitur machen, und bei Kindern aus Zuwandererfamilien zehn Prozent“, so Böhmer.
Höherer finanzieller Aufwand nötig
Aus dem Bericht gehe hervor, daß dafür auch die Bildungserwartung der Eltern maßgeblich ist. Viele Zuwanderer hätten ein niedriges Bildungsniveau und daher auch „eine geringe Bildungsorientierung“, sagte Böhmer: „Wir wissen, desto höher die Bildungserwartung der Eltern ist – das ist auch in deutschen Familien so –, desto besser kommen die Kinder voran.“
So sank laut dem Bericht die Zahl der ausländischen Schulabbrecher von 17,5 Prozent im Jahr 2005 auf 16,0 Prozent 2007. Bei den in Deutschland geborenen Kindern aus Zuwandererfamilien liege der Anteil 2007 mit 2,2 Prozent bereits unter dem Niveau für die Gesamtbevölkerung (2,3 Prozent). „Diese Zahlen machen Mut und belegen: Bildungsfortschritte sind möglich“, stellte Böhmer in einer Pressemitteilung fest.
Noch immer hätten es Jugendliche aus Zuwandererfamilien allerdings deutlich schwerer als gleichaltrige Einheimische, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Arbeitslosenquote von Ausländern war 2007 mit 20,3 Prozent etwa doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung.
Kriminalität in erster Stellungnahme kein Thema
Der Forderung nach Abschaffung der Hauptschule, die sich immer mehr zu einem Ghetto für Ausländerkinder entwickele, wollte sich die Staatsministerin allerdings nicht anschließen. Entscheidend sei nicht die Schulstruktur, sondern die Schulsituation: „Das heißt, Schulen müssen zu Orten der Integration werden“, so Böhmer. Man brauche dafür allerdings „mehr Lehrer, mehr Schulsozialarbeiter, mehr Zeit – das heißt Ganztagsschulen“. Natürlich bedeute dies auch einen höheren finanziellen Aufwand.
Eine weitere Möglichkeit, die Integration der Zuwanderer zu verbessern, besteht laut Böhmer in der Beitragsfreiheit des Kindergartenbesuchs. Dort, wo Kindergärten kostenfrei seien, „schicken fast alle Eltern, auch diejenigen, die zugewandert sind“, ihren Nachwuchs in entsprechende Einrichtungen.
Der Integrationsbericht wurde unter wissenschaftlicher Leitung des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik in Köln sowie des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin erstellt. Obwohl neben den Themen Bildung, Ausbildung, soziale Integration und Einkommen auch die Entwicklung der Kriminalität unter Zuwanderern untersucht worden war, ist von diesbezüglichen Ergebnissen in einer ersten Stellungnahme der Staatsministerin keine Rede. (vo)