Der türkische Botschafter in Deutschland, Ahmet Acet, hat den in der Bundesrepublik lebenden Türken Passivität vorgeworfen. Er kritisierte seine Landsleute als zu „zurückhaltend“ und „reaktionslos“.
„Seitdem ich hier bin, beobachte ich, daß die türkische Community einige gesellschaftliche Ereignisse stillschweigend annimmt und keine Reaktion zeigt. Wenn das Kind nicht weint, wird es auch nicht gestillt. Unsere Gesellschaft weint nicht genug“, sagte Acet gegenüber der türkischen Zeitung Sabah.
Dabei könne in Deutschland jeder ohne weiteres demokratische Rechte geltend machen. Als Beispiel nannte der Diplomat den Fall eines muslimischen Schülers in Berlin, der vor Gericht das Recht durchgesetzt hat, regelmäßig in einem gesonderten Raum zu beten. „So kann auch das Recht des muttersprachlichen Unterrichts in den Schulen eingefordert werden“, schlug Acet vor.
„Bitte nehmen Sie die deutsche Staatsangehörigkeit an”
Den türkischen Eltern in Deutschland warf er vor, sie kümmerten sich zuwenig um die Türkischkenntnisse ihrer Kinder. „Ich habe hier Familien getroffen, deren Kinder kein Wort Türkisch können.“ Dabei sei es wichtig, daß die Kinder Türkisch schreiben und lesen können, um die Verbindung mit der Türkei aufrechterhalten zu können, sagte der Botschafter.
Er hob zugleich hervor, daß das Erlernen der deutschen Sprache das Allerwichtigste sei. „Wir sagen unseren Landsleuten immer wieder: ‘Bitte nehmen Sie die deutsche Staatsangehörigkeit an, damit Sie das Wahlrecht und eine politische Beteiligung in der Gesellschaft erreichen, denn wir müssen die Probleme zusammen mit den Deutschen lösen’“, sagte Acet der Zeitung.
Scharf kritisierte der türkische Diplomat die Äußerungen von Thilo Sarrazin. Dieser habe den Türken in Deutschland geschadet. Acet zeigte sich aber zufrieden mit der Kritik an den Sarrazin-Äußerungen in der deutschen Öffentlichkeit. Die „türkische Community“ dagegen habe die nötige Reaktion nicht zeigen können. (ms)