BERLIN. Der Bürgermeister des Berliner Stadtbezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hat sich gegen die zunehmende Anzahl von Werbeplakaten in türkischer Sprache gewandt. Gegenüber der Berliner Morgenpost meinte der Politiker, „im öffentlichen Raum sollte man sich in der Landessprache Deutsch präsentieren“.
Fremdsprachige Werbung habe das Gesicht einzelner Viertel stark verändert und suggeriere „einen Hegemonie-Anspruch“, der dem tatsächlichen Anteil von beispielsweise zehn Prozent Türken nicht angemessen sei. In anderen europäischen Städten mit vergleichbar hohem Ausländeranteil könne dieses Phänomen dagegen nicht beobachtet werden, ist Buschkowsky überzeugt.
Widerspruch erntete der Sozialdemokrat sowohl von der politischen Konkurrenz als auch aus der Wirtschaft. Nach Meinung von Bilkay Önay, integrationspolitische Sprecherin der Grünen, sind derartige Formen der Werbung normal in einer Stadt, in der sich viele Menschen mit der deutschen Sprache schwertäten. Die von Buschkowsky beklagten Parallelgesellschaften „gibt es sowieso“, sagte Önay der Morgenpost.
Privatwirtschaft weiter als Politik
Viele Unternehmen sehen in der fremdsprachigen Werbung offensichtlich den Vorteil, eine große Gruppe potentieller Kunden, die des Deutschen nicht mächtig ist, gezielt ansprechen zu können. Man könne sich nicht der Realität entziehen, begründete Ulrich Gros von der Firma „Immowelt.de“ diese Vorgehensweise: Werbung auf türkisch sei Ausdruck der multikulturellen Gesellschaft.
Für die Berliner Grünen ist deshalb die Privatwirtschaft „weiter als die Politik“. Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky nannte dagegen die Verwendung der deutschen Sprache als unabdingbar für die Integration der Zugewanderten; sie sei „unser kleinster gemeinsamer Nenner“. (vo)