MÜNCHEN. Die Organisatoren des für Sonntag geplanten Münchner Faschingsumzugs haben eine Verschiebung der Veranstaltung abgelehnt. Zuvor hatte der Zentralrat der Juden scharf kritisiert, daß der erste Faschingsumzug in der bayerischen Landeshauptstadt seit 35 Jahren ausgerechnet am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, stattfinden soll.
„Mir ist es unverständlich, daß man einen Gedenktag, den Nichtjuden eingerichtet haben, um sich mit Juden gemeinsam an die furchtbaren Ereignisse des Holocaust zu erinnern, jetzt als Freudentag mit Faschingsumzügen feiern will“, sagte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch.
Der bayerische Landesbischof der evangelischen Kirche, Johannes Friedrich, schloß sich der Kritik an. „Für mich ist unverständlich, daß der Münchner Stadtrat an diesem Tag einen Faschingsumzug stattfinden läßt. Das paßt nicht zu vielen Äußerungen des Münchner Oberbürgermeisters Ude über die Bedeutung der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus“, sagte Friedrich dem Tagesspiegel.
Regensburg verschiebt Umzug
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hat, warf den Kritikern unterdessen vor, ihre Bedenken zu spät vorgetragen zu haben. Der Termin stehe lange fest. Ein Sprecher der Stadt verwies darauf, daß der 27. Januar kein offizieller Feiertag sei und auch nicht vom Feiertagsgesetz geschützt werde.Anders als in München haben die Verantwortlichen in Regensburg bereits auf die Kritik an der Terminwahl reagiert. Dort wurde der ebenfalls für den 27. Januar geplante Karnevalsumzug auf den 3. Februar verschoben.
Der 27. Januar wird seit 1996 auf Vorschlag des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen.