WOLFSBURG. Wie es um das Demokratieverständnis der Jungsozialisten steht, dokumentiert ungeschminkt ein Video-Mitschnitt vom Bundeskongreß der Jusos 2007 in Wolfsburg, der auf der Internet-Plattform YouTube veröffentlicht wurde. Der Kurzfilm zeigt Ausschnitte einer Rede des früheren stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD-Nachwuchsorganisation, Christian Reinke, in der er feixend Wahlbetrug bei den Jusos einräumt.
Launig gesteht Reinke die Manipulationen in den neunziger Jahren, die teilweise zu seinen Gunsten geschahen: „Die Geschichte meines Auftritts auf Bundesebene beginnt mit einem Skandal.“ Bei seiner ersten Aufstellung als Delegierter für den Bundeskongreß 1991 habe er nach dem offiziellen Wahlergebnis acht Stimmen gehabt.
„Hinterher hat mir ein Mitglied der Mandatsprüfungs- und Zählkommission mitgeteilt, ich hätte ja eigentlich nur sechs Stimmen gehabt, und man hätte da ein bißchen nachgeholfen.“ Reinke kichert, das Publikum klatscht. „Das Ergebnis war, daß ich Delegierter des Bundeskongresses war aufgrund eines Wahlbetruges.“
Mitarbeiter beim SPD-Landtagsabgeordneten Mathias Brodkorb
Sympathieheischend führt Reinke weitere Wahlfälschungen beim Juso-Bundeskongreß 1995 im thüringischen Gera an. „Diesmal nicht von mir“, lacht er. „Hinterher stellte sich raus, daß der Landesverband Schleswig-Holstein mehrere Ersatzdelegierte nachgemeldet hatte, die gar nicht als Ersatzdelegierte gewählt worden waren.“
Auch die Jungsozialisten in Mecklenburg-Vorpommern hätten „zu den Betrügern dieses Bundeskongresses“ gehört, gesteht Reinke selbstgefällig ein. Das Publikum goutiert es mit Gejohle. Reinke arbeitet heute dem Rostocker SPD-Landtagsabgeordneten Mathias Brodkorb in dessen Wahlkreis zu und engagiert sich sehr „gegen Rechts“.