KIEW. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat europäische Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand entschieden abgelehnt und erklärt, ein solcher wäre ohne Sicherheitsgarantien ein „Versagen für alle“.
Nach einem Treffen mit europäischen Staats- und Regierungschefs in London machte Selenskyj klar, daß er keine Notwendigkeit sehe, sich für sein hitziges Treffen mit Donald Trump am Freitag im Weißen Haus zu entschuldigen oder seine Beziehung zum US-Präsidenten zu retten. Dennoch betonte er erneut seine Dankbarkeit gegenüber dem amerikanischen Volk.
„Diese Beziehung wird fortbestehen, weil sie mehr ist als nur eine Momentaufnahme“, sagte Selenskyj am Sonntag am Londoner Flughafen Stansted, bevor er zurück in die Ukraine flog. Zu einem von Frankreich und Großbritannien konkret vorgeschlagenen einmonatigen „Waffenstillstand in der Luft, zur See und bei der Energieinfrastruktur“ äußerte sich Selenskyj mit Skepsis. Er verwies laut Financial Times auf Rußlands Nichteinhaltung früherer Waffenstillstände seit der Invasion 2014 und machte klar, daß ein Ende der Kämpfe nur mit durchsetzbaren Sicherheitsgarantien sinnvoll sei.
Selenskyj sieht in britischer Idee ein „gutes Signal“
Der britische Premierminister Sir Keir Starmer kündigte unterdessen an, Pläne für eine Stabilisierungsmission mit Frankreich und möglicherweise weiteren Staaten auszuarbeiten, um Trump zur Bereitstellung amerikanischer Unterstützung zu bewegen.
Selenskyj nannte Starmers Ankündigung ein „gutes Signal“, betonte aber, daß noch viele Details zu klären seien. „Wir werden einen Arbeitsplan haben und eine klarere Vorstellung davon, welche Sicherheitsgarantien der Ukraine gegeben werden können. Für uns bedeutet das die Sicherheit, daß sich nach dieser heißen Phase nicht dieselben Dinge wiederholen.“
Seit dem angespannten Treffen am Freitag habe es keine direkte Kommunikation mit Trump gegeben, jedoch Gespräche zwischen Beamten beider Länder. Selenskyj zeigte sich bereit, den Vertrag über die gemeinsame Nutzung ukrainischer Rohstoffvorkommen mit der US-Regierung zu unterzeichnen, dessen Abschluß am Freitag eigentlich im Oval Office geplant gewesen war.
Zur Frage, wie lange die Ukraine sich ohne weitere US-Militärhilfe gegen die russische Invasion verteidigen könne, erklärte Selenskyj, man hoffe auf neue Unterstützung sowie die bereits von der früheren Biden-Regierung genehmigten Lieferungen. „Es wäre für niemanden von Vorteil, wenn diese Hilfe gestoppt würde. Das würde ausschließlich Putin helfen.“ (rr)