MINNEAPOLIS. Nach einem offenbar politisch motivierten Doppelmord im US-Bundesstaat Minnesota hat die Polizei den mutmaßlichen Täter verhaftet. Der 57jährige Vance Luther Boelter soll am frühen Sonnabendmorgen die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman und deren Ehemann erschossen haben. Nur kurze Zeit später wurden der demokratische Senator John Hoffman und dessen Ehefrau im nahegelegenen Champlin schwer verletzt.
Der Täter hatte sich laut Polizei als Polizist ausgegeben, trug eine Uniform, eine kugelsichere Weste und eine Latexmaske. Bei einem Schußwechsel mit Beamten vor dem Haus der Hortmans konnte er zunächst fliehen. Im Haus entdeckten die Einsatzkräfte dann die Leichen der Eheleute.
Im Fluchtfahrzeug fand die Polizei daraufhin eine Liste mit den Namen demokratischer Politiker und von Abtreibungsbefürwortern, darunter auch die demokratische US-Senatorin Tina Smith, sowie eine größere Menge Munition. Minnesotas Gouverneur Tim Walz sprach von einem „gezielten politischen Attentat“. Auch US-Präsident Donald Trump verurteilte die Morde und versprach eine „Verfolgung mit der vollen Härte des Gesetzes“.
Politiker-Mörder ohne feste Parteibindung
Boelter war laut Medienberichten ein Vater von fünf Kindern, ehemaliger Missionsprediger und zuletzt Betreiber einer privaten Sicherheitsfirma mit dem Namen Praetorian Guard Security Services. Seine Frau wird auf der Website des Unternehmens als Präsidentin geführt. Die Firma verfügte über Fahrzeuge, die Polizeiautos ähnelten. In einem Video brüstete sich Boelter, in Krisenregionen wie dem Gazastreifen und dem Westjordanland tätig gewesen zu sein. Ob dies zutrifft, ist bislang nicht unabhängig bestätigt.
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— FBI Most Wanted (@FBIMostWanted) June 14, 2025
Boelter hatte in Afrika Missionsarbeit geleistet, predigte dort gegen Homosexualität und versuchte nach eigenen Angaben, Islamisten zum Christentum zu bekehren. Eine frühere Organisation des Ehepaars, Revoformation Ministries, wurde als christliche Hilfsmission geführt.
Boelter hatte 2016 ein politisches Amt auf dem Minnesota Governor’s Workforce Development Board übernommen – einem wirtschaftspolitischen Beratungsgremium mit 41 Mitgliedern. Dort saß er in derselben Kommission wie Senator John Hoffman, eines der Opfer des Anschlags. Ob beide ein persönliches Verhältnis zueinander hatten, ist unklar. Aus Protokollen geht hervor, daß sie mindestens an einer gemeinsamen Online-Sitzung teilgenommen hatten. (rr)