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„Gelinde gesagt verwirrt“: Israelischer Geisel-Vater übt deutliche Kritik an Merz

„Gelinde gesagt verwirrt“: Israelischer Geisel-Vater übt deutliche Kritik an Merz

„Gelinde gesagt verwirrt“: Israelischer Geisel-Vater übt deutliche Kritik an Merz

Ruby Chen, Vater der israelischen Geisel Itay Chen
Ruby Chen, Vater der israelischen Geisel Itay Chen
Die Zeit läuft ab: Ruby Chen, Vater der deutsch-israelischen Geisel Itay Chen. Foto: IMAGO / SOPA Images
„Gelinde gesagt verwirrt“
 

Israelischer Geisel-Vater übt deutliche Kritik an Merz

In einem offenen Brief greift der Vater einer deutschen Geisel Kanzler Merz wegen dessen Waffenembargo gegen Israel an. Zugleich attestiert er der Bundesregierung Passivität im Einsatz für die Geiseln. Auch der israelische Botschafter wählt klare Worte.
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BERLIN. Der Vater einer deutschen Geisel im Gazastreifen hat das partielle Waffenembargo der Bundesregierung gegen Israel scharf kritisiert. „Meine Familie war, gelinde gesagt, verwirrt“, schreibt Ruby Chen in einem offenen Brief, den die Bild am Dienstag veröffentlichte.

„Wir waren überrascht, daß Sie die deutsche Politik geändert haben, und fragen uns, wie diese Maßnahme zur Freilassung von Itay und den anderen sechs deutschen Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, beitragen soll“, fügt der Vater von Itay Chen an.

Itay Chen war am 7. Oktober 2023, als die Hamas ihre Massaker in Israel anrichtete, als Soldat der israelischen Armee im Einsatz. Er fiel vermutlich an diesem Tag; sein Leichnam wurde nach Gaza entführt und bis heute nicht zurückgegeben. Da die palästinensischen Terrororganisationen israelische Soldaten nicht wie Kriegsgefangene behandeln, werden auch sie zu den Geiseln gerechnet.

Vater fordert mehr Einsatz für die Geiseln

Itays Vater betont nun, daß es ihm nicht darum gehe, das Vorgehen der israelischen Regierung für richtig zu halten. „Ich weise lediglich darauf hin, daß wir, die Angehörigen der Geiseln, möglicherweise zu Kollateralschäden der Politik geworden sind.“ Chen wirft der Bundesregierung vor, das Schicksal der deutschen Opfer nicht genügend thematisiert zu haben.

Außerdem moniert er, daß sich Berlin bislang bei den Geiselverhandlungen im Hintergrund gehalten habe. „Aber jetzt glauben wir, daß es angesichts des jüngsten Scheiterns der Verhandlungen eine Chance für Deutschland gibt, sich aktiver an den Verhandlungen zu beteiligen.“

Chen gibt an, den Brief auch im Interesse der deutschen Bürger verfaßt zu haben. Er befürchte, „daß die gleiche Passivität wie jetzt auch gegenüber Deutschen gelten würde, die in anderen Teilen der Welt von Terroristen als Geiseln genommen werden. Würde Ihre Regierung auch dort so passiv bleiben und sich weigern, Sanktionen gegen diejenigen zu verhängen, die den Terrorismus unterstützen?“

Botschafter: Tischtuch „echt strapaziert“

Aktuell befinden sich noch sieben Israelis mit deutscher Staatsbürgerschaft in Geiselhaft. Ihre Namen sind: Rom Braslawski, Siv Berman, Gali Berman, Tamir Adar, Alon Ohel, Tamir Nimrodi und Itay Chen. Braslawski tauchte jüngst in einem Geiselvideo des Islamischen Dschihad auf. Dabei zeigte er sich in einem äußerst schlechten psychischen und physischen Zustand.

Unterdessen übte auch Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, deutliche Kritik am deutschen Waffenembargo. „Hat diese Entscheidung einen Waffenstillstand nähergebracht?“, fragte er am Dienstag bei Welt. „Die Antwort darauf ist: nein.“

Eigentlich gebe es einen Konsens, daß die Hamas entwaffnet werden müsse. „Aber jetzt ist die Diskussion über die Entwaffnung Israels. Das ist ein Fest für die Hamas.“ Zur Beziehung zwischen Deutschland und Israel nach der Entscheidung von Merz zu einem Waffenembargo sagte er: „Das Tischtuch wurde nicht zerschnitten, sondern echt strapaziert.“ (ser)

Die Zeit läuft ab: Ruby Chen, Vater der deutsch-israelischen Geisel Itay Chen. Foto: IMAGO / SOPA Images
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