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Angriffe auf Atomprogramm: Israel und Iran sprechen von Krieg – Merz besorgt

Angriffe auf Atomprogramm: Israel und Iran sprechen von Krieg – Merz besorgt

Angriffe auf Atomprogramm: Israel und Iran sprechen von Krieg – Merz besorgt

Frauen in Teheran demonstrieren gegen Israel.
Frauen in Teheran demonstrieren gegen Israel.
Frauen demonstrieren am Freitag in Teheran gegen Israel: Längere kriegerische Auseinandersetzung erwartet. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Vahid Salemi
Angriffe auf Atomprogramm
 

Israel und Iran sprechen von Krieg – Merz besorgt

Israel führt seine Angriffe im Iran fort und stimmt auf eine „langwierige Operation“ ein. Bundeskanzler Merz warnt vor einer Eskalation. Derweil läßt der militärische Gegenschlag Teherans noch auf sich warten.
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BERLIN. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat in Reaktion auf Israels Angriffe im Iran am Freitag das Recht des jüdischen Staates betont, „seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen“. Zugleich rief der Christdemokrat „beide“ Seiten auf, „von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen“.

Merz wurde nach eigenen Angaben von Netanjahu persönlich über die Militäraktion informiert und berief anschließend eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ein. Der CDU-Chef zeigte sich auch besorgt über „das weit vorangeschrittene iranische Atomwaffenprogramm“. Dieses sei „eine ernsthafte Bedrohung für die gesamte Region, insbesondere für den Staat Israel“.

Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mahnte zu Zurückhaltung. Die Situation sei gefährlich. Derweil bezeichnete der tschechische Außenminister Jan Lipavsky Israels Angriff als „begründete Reaktion des Staates Israel auf eine mögliche Bedrohung durch eine Atombombe“. Er habe dafür viel Verständnis.

Trump: „Es kommt noch viel mehr“

US-Präsident Donald Trump beschuldigte den Iran am Freitag in seinem sozialen Netzwerk Truth Social, die Chance nicht genutzt zu haben, die er ihm durch Verhandlungen geboten habe. „Bestimmte iranische Hardliner haben sich selbstbewußt geäußert. Jetzt sind sie alle TOT, und es wird nur noch schlimmer kommen.“

Zugleich bot der Republikaner dem Mullah-Regime weiterhin einen Deal an: „Iran muß einen Deal abschließen, bevor nichts übrig ist, und retten, was einmal als das iranische Reich bekannt war.“ Gegenüber ABC sagte Trump: „Es kommt noch mehr, viel mehr.“ Zuvor hatte Außenminister Marco Rubio betont, Israel gehe „unilateral“ gegen den Iran vor. „Wir sind nicht in die Angriffe involviert.“

Islamische Länder üben Kritik

Massive Kritik kommt aus der Region. Das türkische Außenministerium bezeichnete Israels Angriffe als „Provokation“, die dem strategischen Ziel dienten, die Region zu destabilisieren. Saudi-Arabiens Außenminister Faisal bin Farhan sprach während eines Telefonats mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi von einer „eklatanten israelischen Aggression“. Auch der jordanische Außenminister Ajman Safadi nannte Israels Angriff eine „provokative Aktion“.

In Deutschland lobte CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter das israelische Vorgehen. Dieses sei „nötig“. Das Mullah-Regime sei „die Wurzel des Übels“. Der Westen habe „viel zu lange auf Appeasement gesetzt“. Dagegen forderte AfD-Außenpolitiker Markus Frohnmaier zum Dialog auf. „Nur durch Diplomatie läßt sich nachhaltige Stabilität erreichen.“ Zudem warnte er vor „neuen massiven Migrationsbewegungen“.

Israel stimmt auf „langwierige Operation“ ein

In der Nacht zu Donnerstag hatte Israel unter dem Namen „Rising Lion“ mit groß angelegten Luftangriffen auf den Iran begonnen. Israel spricht von einem „präemptiven Schlag gegen das iranische Nuklearprogramm“. Armeechef Ejal Samir erklärte: „Wir sind an einem ‚point of no return‘.“ Es gehe darum, die Zukunft Israels zu sichern. „Es ist eine historische Operation wie keine andere.“

Der Sprecher der israelischen Armee nannte drei Komponenten, aus denen die Bedrohung Israels durch den Iran bestehe. Da sei erstens das iranische Streben nach einer Atombombe. Iranische Wissenschaftler hätten heimlich daran gearbeitet, alle nötigen Teile für eine Nuklearwaffe zu entwickeln. Zweitens verfüge Teheran über tausende ballistische Raketen. Und drittens bewaffne das Mullah-Regime seine Stellvertreter in der Region. So habe in den letzten Jahren ein „Plan zur Zerstörung Israels“ Gestalt angenommen.

Ziel sei, diese Bedrohung zu beseitigen. Am Nachmittag stellte der Sprecher eine „langwierige Operation“ in Aussicht. Man werde sie fortsetzen, bis die Kriegsziele erreicht seien. Noch stehe die Operation am Anfang. Die israelischen Streitkräfte gingen nach einem schrittweisen Plan vor.

Es begann mit mehr als 200 Kampfjets

Israel hatte zunächst angegeben, daß mehr als 200 Kampfjets mehr als 100 Ziele im Iran angegriffen hätten, darunter Orte, an denen sich hochrangige Militärs aufhielten. Der Iran bestätigte am Freitagvormittag unter anderem den Tod von Armeestabschef Mohammad Bagheri und dem Kommandeur der Revolutionsgarden, Hossein Salami. Auch Atomwissenschaftler kamen ums Leben.

Iranische Staatsmedien behaupten, daß auch Frauen und Kinder getötet worden seien. Der iranische Rote Halbmond teilte bei X mit, Suchteams zu Gebäuden geschickt zu haben, die bei Angriffen beschädigt worden seien. Aus der Organisation hieß es zunächst, man sei an 60 verschiedenen Orten im Einsatz.

Atomanlage in Natanz im Visier

Später bestätigte die israelische Armee, daß die Luftwaffe die iranische Atomanlage in Natanz angegriffen habe. In Natanz reichert der Iran zum Teil unterirdisch große Mengen an Uran an. Dies ist zur Herstellung einer Atombombe nötig. Die israelische Armee gab an, daß der unterirdische Bereich der Anlage bei dem Angriff beschädigt worden sei. Die iranische Atomenergiebehörde bestätigte den Angriff und teilte mit, daß keine Radioaktivität nach außendringe.

Medienberichten zufolge griff Israel darüber hinaus in zahlreichen weiteren Orten an. Über Luftschläge gegen die ebenfalls wichtige Anreicherungsanlage in Fordo wurde zunächst allerdings nichts bekannt. Die israelische Armee bestätigte derweil auch, groß angelegte Angriffe gegen Anlagen der iranischen Luftverteidigung geflogen zu haben.

Iran sieht israelische Kriegserklärung

Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei drohte Israel noch am Morgen mit einer „heftigen Reaktion“. „Mit diesem Verbrechen hat das zionistische Regime sich selbst ein bitteres und schmerzhaftes Schicksal beschlossen.“ Chamenei ernannte umgehend Nachfolger für die getöteten Militärs. Verteidigungsminister Aziz Nasirzadeh erklärte, man sei vollständig vorbereitet. „Wir sind bereit für Jahre anhaltender Kämpfe.“ Israel müsse eine heftige Reaktion erwarten. Außenminister Araghtschi sprach von einer israelischen „Kriegserklärung“.

In Erwartung eines losbrechenden Krieges hatte Israel in der Nacht vorsorglich Alarm im ganzen Land ausgelöst. Die Menschen wurden aufgefordert, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Am Vormittag wurde diese Anweisung wieder aufgehoben. Bis zum frühen Nachmittag wurde in Israel zunächst kein Alarm etwa durch Drohnen oder Raketen ausgelöst.

In Israel herrscht noch angespannte Ruhe

Der israelische Armeesprecher erklärte am frühen Nachmittag, daß dies auch damit zusammenhänge, daß Israel den Iran überrascht habe. Israelischen Medienberichten zufolge hatte der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad im Vorfeld mehrere Geheimoperationen im Iran durchgeführt. So sollen die Agenten etwa eine Basis von Drohnen in dem islamischen Land errichtet haben, mit deren Hilfe dann iranische Boden-Boden-Raketen zerstört worden seien.

Am Morgen teilte die israelische Armee mit, daß der Iran mehr als hundert Drohnen in Richtung Israel gestartet habe. Drohnen aus dem Iran brauchen mehrere Stunden, bis sie Israel erreichen. Israels Armee teilte mit, die Drohnen abzuschießen. Aus der Armee des israelischen Nachbarlandes Jordanien verlautete am Vormittag ebenfalls, man habe Drohnen abgefangen, die drohten auf jordanischem Gebiet einzuschlagen. (ser)

Frauen demonstrieren am Freitag in Teheran gegen Israel: Längere kriegerische Auseinandersetzung erwartet. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Vahid Salemi
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