WIEN. Die FPÖ hat vor, eine finanzielle Förderung für Eltern einzuführen, die ihre Kinder selbst betreuen und nicht in den Kindergarten schicken. Dieses Kinderbetreuungsgeld eines Elternteils soll auf die Höhe der Mindestsicherung angehoben werden. Gegner kritisieren die „Herdprämie“ scharf – die ÖVP zeigt sich gesprächsbereit.
Die Ökonomin Alyssa Schneebaum warnt vor weitreichenden Nachteilen für Frauen: „Eine solche Maßnahme benachteiligt Frauen und erhöht das Risiko von Altersarmut. Sie macht Frauen finanziell abhängig von ihren Partnern und erschwert den Wiedereinstieg ins Berufsleben.“
ÖVP signalisiert Verhandlungsbereitschaft
Katharina Mader vom linkslastigen Thinktank „Momentum Institut“ sieht in der Prämie einen Rückschritt. Sie betont, daß Frauen durch solche Zuschüsse eher in die Rolle der Hausfrau gedrängt würden, anstatt einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Besonders in ländlichen Gebieten, wo es ohnehin an ausreichenden Betreuungsplätzen fehle, sei die Maßnahme kontraproduktiv: „Die Wahlfreiheit, von der gesprochen wird, ist ein Mythos. Statt Betreuungsangebote auszubauen, wird hier ein bestehendes Versagen zementiert.“
Die ÖVP zeigt sich offen für Gespräche. Staatssekretärin Claudia Plakolm, die für die Verhandlungen in den Bereichen Familie, Jugend und Frauen zuständig ist, will den Vorschlag der FPÖ prüfen. Aus dem Umfeld der Verhandler wird betont, daß es sich nicht um ein „No-Go“ handele, sondern die Gespräche erst beginnen würden.
Vorbild Oberösterreich
Bereits 2019 führte die FPÖ in Oberösterreich ein ähnliches Modell ein. Familien, die ihre Kinder im Alter von drei Jahren bis zum verpflichtenden Kindergartenjahr zu Hause betreuen, erhalten dort einen Bonus, der kürzlich von 700 auf 900 Euro jährlich erhöht wurde. Kritiker bemängeln, daß diese Mittel besser in den Ausbau der Kindergärten investiert worden wären. (rr)