LONDON. Die Londoner Polizei hat angekündigt, ein justizkritisches Wandgemälde vom Gebäude der Königlichen Gerichtshöfe zu entfernen. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung sei gestellt worden, teilte ein Sprecher der englischen und walisischen Justizbehörde am Dienstag mit. Bereits zuvor hatte die Polizei das Gemälde mit schwarzen Plastikplanen und Metallwänden verdeckt.
Das Werk stellt einen Richter im traditionellen Gewand mit einer Allongeperücke dar, der einen auf dem Boden liegenden Protestierer zu erschlagen droht. Der Bedrohte hält ein blutüberströmtes Schild ohne Aufschrift.
🚨NEW: Banksy artwork of a judge attacking a ’neutral protester‘ appears outside the Royal Courts of Justice amid free speech controversy pic.twitter.com/cFnlYGzUI3
— GB Politics (@GBPolitcs) September 8, 2025
Der Schöpfer, der Straßenkünstler mit dem Pseudonym Banksy, hat ein Bild des Gemäldes am Montag in den sozialen Netzwerken mit der Unterschrift „Royal Courts of Justice“ veröffentlicht. Einerseits handelt es sich um die Originalbezeichnung der Königlichen Gerichtshöfe, andererseits läßt sich „Justice“ hier auch als „Gerechtigkeit“ übersetzen.
Breite Kritik an der Zensur in Großbritannien
Zwei Tage vor der Veröffentlichung hatte die Polizei einen Protestzug gegen das Verbot der „Palestine Action“ aufgelöst. Dabei nahm sie knapp 900 Teilnehmer fest, 17 davon wegen tätlicher Angriffe auf Beamte. Die im Juli verbotene propalästinensische Gruppierung war unter anderem in eine Militärbasis eingebrochen und hatte dabei zwei Flugzeuge der britischen Luftwaffe mit roter Farbe besprüht.
Banksy selbst teilte nicht mit, was der Anlaß seiner Aktion war, allerdings hatte er in der Vergangenheit Kunstwerke hergestellt, die Israels Politik kritisieren. Im März 2025 hatte er mehrere Wandgemälde in Gaza erstellt. „Wenn wir in einem Konflikt zwischen den Mächtigen und den Machtlosen die Hände waschen, stehen wir an der Seite der Mächtigen. Wir bleiben nicht neutral“, heißt es auf einem Werk.
Zugleich geriet die britische Justiz auch wegen des Durchgreifens gegen migrations- und transkritische Äußerungen in die Kritik. Vergangene Woche hatte die Polizei den irischen Drehbuchautor Graham Linehan festgenommen (JF berichtete). Anlaß dafür waren mehrere Posts auf der Plattform X, in denen er über Proteste für die Anliegen der Transsexuellen gespottet hatte.
Zuvor hatten die rechten Oppositionsparteien im Zusammenhang mit dem neuen Netzwerksicherheitsgesetz bemängelt, daß die Reichweite der Berichte über migrationskritische Proteste eingeschränkt wird. (kuk)