PARIS. Der Rassemblement National (RN) ist auch in der zweiten Runde der französischen Parlamentswahl stärkste Kraft geworden. Laut Innenministerium in Paris erhielten die Partei von Marine Le Pen und ihre Verbündeten in der „Nationale Rallye“ 32,1 Prozent der Stimmen. Das reichte jedoch nur für Platz drei bei der Zahl der Abgeordneten.
Das Linksbündnis „Die neue Volksfront“ landete im zweiten Wahlgang bei 25,7 Prozent. Die Partei des Präsidenten Emmanuel Macron, „Ensemble!“, erhielt 23,2 Prozent.
Der RN ist dennoch der große Wahlverlierer. Wie kann das sein? Durch das Mehrheitswahlrecht und die vorher getroffenen Absprachen zwischen Volksfront und Macron drehte sich das Verhältnis bei der Vergabe der Sitze in der Nationalversammlung um. 210 Kandidaten des Linksbündnisses und „Ensemble!“, die beim ersten Wahlgang auf dem dritten Platz gelandet waren, verzichteten für den jeweils besser Platzierten der anderen Partei auf den Antritt.
Strategie von Macron und Linken geht auf
Damit sollte Le Pen geschlagen werden, und die Strategie ging auf. Denn gewählt ist der Politiker, der die meisten Stimmen erhält. Eine absolute Mehrheit ist nicht notwendig. Die Anzahl der Prozente spielt bei der Zusammensetzung der Nationalversammlung keine Rolle. Nur die direkt gewählten Abgeordneten ziehen ins Parlament ein.
Offiziellen Berechnungen des Innenministeriums zufolge gewannen so im zweiten Wahlgang nur 88 RN-Abgeordnete das Direktmandat. Die Volksfront holte 146 und Macrons „Ensemble!“ 148 Mandate.
Le Pen baut Stimmen-Vorsprung sogar aus
Der Vorsprung des RN war nach Prozenten in der zweiten Runde sogar noch größer als beim ersten Wahlgang am Sonntag vor einer Woche, als er mit 29,3 Prozent vor der Linksfront (28,1 Prozent) und Ensemble! (20,0) gelandet war. Dennoch steht Marine Le Pen nun als die große Verliererin da.
Nach beiden Wahlgängen entfallen auf den RN laut Innenministerium nun 125 Sitze, auf die „Neue Volksfront“ 175 und auf die Macron-Partei 150 Abgeordnete. Die Republikaner erhielten mit 5,4 Prozent in der zweiten Runde 38 Abgeordnete. Im ersten Wahlgang war es einer, so daß die Partei der früheren Präsidenten Chirac und Sarkozy insgesamt 39 Parlamentarier stellt. (fh)