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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Islamo-Gauchisme: Links-grüne Verbrüderung mit dem Islam

Islamo-Gauchisme: Links-grüne Verbrüderung mit dem Islam

Islamo-Gauchisme: Links-grüne Verbrüderung mit dem Islam

Demonstranten protestieren gegen Anti-Islamismus-Gesetz
Demonstranten protestieren gegen Anti-Islamismus-Gesetz
Demonstranten protestieren gegen Anti-Islamismus-Gesetz Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Thibault Camus
Islamo-Gauchisme
 

Links-grüne Verbrüderung mit dem Islam

Frankreich debattiert unter dem Schlagwort Islamo-Gauchisme über das Zusammenwirken von grünlinken und islamistischen Strömungen. Der Linksislamismus ist ein verzweifelter Versuch der letzten Marxisten, die in den Moslems der Banlieus das neue Proletariat sehen.
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Es gibt noch eine Diskussion jenseits von Corona. Jedenfalls in Frankreich. Dort standen die vergangenen Wochen auch im Schatten des Unbehagens am Islam und seinen Wucherungen. Nach der Debatte im Parlament über das „Gesetz zur Stärkung der republikanischen Werte“ – ein richtiger, aber zaghafter Versuch, den gewalttätigen Islam gesetzlich einzuhegen – ist jetzt eine Debatte über die geistig-intellektuellen Schwaden und Verbindungen entbrannt, die schon seit Jahren über dem Land wabern und nun ein Stichwort gefunden haben: Islamo-Gauchisme, was so viel heißt wie Linksislamismus oder linksislamische Strömung.

Der Begriff beschreibt eine Haltung vor allem im grünen und linken Lager des politischen Spektrums. Sie sieht im moslemischen Einwanderer den Ersatzproletarier und im Islam die Religion der Armen und Unterdrückten. Daß diese Haltung mit der Wirklichkeit in islamischen Ländern kaum etwas zu tun hat und den Islam mit seinem Gewaltpotential auch völlig verkennt, spielt für die linken Ideologen keine Rolle. Sie sehen die Welt, wie es ihnen machtpolitisch paßt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ähnlich ist es bei den Islamisten und solches Denken verbindet ungemein.

Die Debatte schlägt hohe Wellen, seit die Ministerin für die Hochschulbildung, Frederique Vidal, Mitte Februar in einem Interview von 22 Minuten in einer Nebenbemerkung von zwölf Sekunden angekündigt hat, eine Studie über den Linksislamismus an den französischen Universitäten erstellen zu lassen, um zu prüfen, ob für diese Strömung und mit ihr verwandte Ideologien Steuergelder verschwendet werden.

Das genaue Gegenteil stimmt

Mehr als 600 Professoren und Dozenten schrieen auf, die Forschungsfreiheit sei in Gefahr, die Wissenschaft werde gegängelt, der freien Lehre solle ein Maulkorb verpasst werden. Tatsache ist, daß genau das Gegenteil stimmt. In Bordeaux wurde die Philosophin Sylviane Agacinski niedergebrüllt, als sie ihre Ablehnung der Leihmutterschaft begründen wollte.

Alain Finkielkraut geschah es ähnlich, als er an dem berühmten Institut für politische Wissenschaften in Paris eine Vorlesung halten wollte – bei ihm reichte die jüdische Abstammung. Der Soziologe Bernard Rougier, der mit der Studie über „Die eroberten Gebiete des Islam“ in Frankreich vor gut einem Jahr bekannt wurde, wird seither bedroht und in den sozialen Netzwerken angegriffen. Dem Orientalist Gilles Kepel, der mit mehreren Büchern auf die Gefahren des Islam auch in Frankreich hinweist, geht es nicht besser, auch er braucht Polizeischutz.

Kepel war es, der als einer der ersten die Verbrüderung der Linken mit dem Islam als neue politische und totalitäre Strömung beschrieb. Er zeigte auf, daß bei der Linken Schuldkomplexe wegen der kolonialen Vergangenheit zu Verdrängungsmechanismen geführt haben, die blind machten gegenüber den totalitären Gefahren.

Moslems als neues Proletariat

Diese Linke sehe in den Moslems der Banlieus und im Islam allgemein ein neues Proletariat. Sie verstehe die Gemeinschaft der Moslems „als abstrakte und einheitliche Kategorie“ und lasse „deren soziale, kulturelle oder gar religiöse Ausdifferenzierungen, wie es sie in jeder menschlichen Gemeinschaft gibt, außer Acht“.

Sie nehme nur die Minderheit wahr, die den freiheitlichen Westen und das kapitalistische System anprangere. Die Slogans der Salafisten, Muslimbrüder und Dschihadisten verstehe sie als eine Art Auflehnung gegen das kapitalistische System. In seinem neuesten Buch („Der Prophet und die Pandemie“) vergleicht er den Islamismus mit dem Virus, der sich über Aerosole verbreite.

Der Dschihad liege sozusagen in der Luft, die neue Generation der Islamisten bedürfe keiner konkreten Befehle mehr von oben, es genüge, die in den sozialen Netzen verbreitete Atmosphäre des Heilsversprechens für die Krieger Allahs.

„Versuch der letzten, klinisch-toten und schon übelriechenden Marxisten“

In der nicht nur in den Feuilletons geführten Debatte werden auch Linien bis zu den Epigonen der 68er-Generation gezogen. Die Linksrevolutionäre von einst haben ihren Marsch durch die Institutionen zwar beendet und stehen weitgehend im Rentenalter. Aber ihr Geist ist in den Universitäten geblieben und feiert in anderen Ideologien Auferstehung, etwa im Genderismus, in den sexuellen Vielfaltsfantasien und vor allem im Dekonstruktivismus.

Die Verbindung zur neuen „proletarischen Ersatzklasse“ der Islamisten, die ja mit diesen Fantasien wenig anfangen können, geschieht über die Brücke der Kultur der Minderheiten. Die Professorin für öffentliches Recht an der Uni in Rennes, Anne-Marie Le Pourhiet, erklärt es so: „Es handelt sich bei dieser Strömung nicht um ein fertiges Konzept, sondern um eine Formel, die unter dem Etikett Kultur das Zusammenwirken von Linksströmung und ethnischen Minderheiten ermöglicht, wobei der Islamismus eben nur eine Komponente ist“.

Weniger akademisch und drastischer formuliert es der Schriftsteller Michel Houellebecq in seinem Roman „Unterwerfung“. Für ihn ist die linksislamistische Ideologie „der verzweifelte Versuch der letzten, klinisch-toten und schon übelriechenden Marxisten, aus den Mülleimern der Geschichte herauszukommen, indem man sich an die aufstrebenden Kräfte des Islam klammert“.

Macron braucht für seine Wiederwahl die Wähler rechts der Mitte

Der verzweifelte Versuch teilt Frankreich aber nicht nur wieder schärfer in links und rechts, sondern schärft auch in der Partei des Präsidenten, La Republique en Marche (LREM), die ideologischen Konturen. Der linke Teil der Partei fühlt sich dem Islam verbunden, schweigt aber, seit Macron nach anfänglichem Zögern der Ministerin den Rücken gestärkt hat.

Macron braucht für seine Wiederwahl die Wähler rechts der Mitte und dort ist das Unbehagen über die islamistischen Auswüchse auch im alltäglichen Leben besonders groß. Man findet in diesen Wählergruppen wenig Verständnis dafür, daß nur Halal-Fleisch in der Mensa oder den Schulkantinen ausgegeben werden soll, daß islamisch unterwanderte Studentenvertretungen darüber entscheiden sollen, ob Nikab und Kopftuch in den Vorlesungen erlaubt sind oder nicht, daß Forschungsgelder auch aus Europa vorzugsweise an Lehrstühle für Gender, Antirassismus und andere ideologische Fächer vergeben werden sollen.

Durch Frankreich ziehen sich viele Trampelpfade der Geistesgeschichte. Der totalitäre Linksislamismus ist einer von ihnen. Der prophetische Eifer, mit dem die Ministerin und Macron auf dem Campus bekämpft werden, zeigt aber, wie notwendig diese Debatte heute ist. Und man darf wohl vermuten, daß die kulturelle Brücke zwischen (islamischen) Minderheiten und grünlinker, totalitärer politischer Strömung auch in anderen Ländern bereits fleißig frequentiert wird, nicht zuletzt in Deutschland. Es ist im Grunde eine Identitätsfrage und damit hatten linke Strömungen immer ihre Probleme.

Demonstranten protestieren gegen Anti-Islamismus-Gesetz Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Thibault Camus
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