JERUSALEM. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat die Schändung einer christlichen Kirche in Jerusalem scharf verurteilt. „Die Tat steht allen jüdischen Werten entgegen, mit denen wir erzogen wurden und die wir an unsere Kinder weitergeben“, sagte er am Mittwoch in einer Pressemitteilung. „Wir werden sicherstellen, daß diese Vandalen zur Rechenschaft gezogen werden und ihre verdiente Strafe erhalten.“
In der Nacht zu Mittwoch hatten ultranationalistische orthodoxe Juden ein griechisch-orthodoxes Kloster in der Jerusalemer Innenstadt geschändet. Die Angreifer sprühten nach einem Bericht von Yisrael Hajom an die Eingangsmauer die Botschaften „Jesus ist ein Hurensohn“ und „Jesus ist ein Affe“.
Angreifer verunglimpfen Jesus Christus
Dabei benutzten sie statt dem Wort Jeshua, der korrekten hebräischen Übersetzung des Namens Jesus, das Wort „Jeshu“, ein unter Juden gebräuchliches Akronym, mit dem Jesus Christus verächtlich gemacht werden soll. Im Deutschen bedeutet es so viel wie „möge sein Name und sein Andenken getilgt werden“.
Auch drei Autos, die dem Kloster gehören, wurden besprüht. Auf ihnen stand „Sieg der Makkabäer“ und „Frohe Feiertage“, in Anspielung auf das derzeit laufende Chanukka-Fest, bei dem Juden die Neuweihung des Tempels unter den Makkabäern nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil feiern.
Auch Israels Minister für Religionsfragen, Yakov Margi, von der ultraorthodoxen Shas-Partei verurteilte den Anschlag, weigerte sich jedoch, dem Kloster einen Solidaritätsbesuch abzustatten. Er sei nur für die jüdische Religion zuständig, sagte er.
Zahlreiche Anschläge auf christliche Einrichtungen
Bereits im Februar war das Kloster Ziel von christenfeindlichen Schmierereien geworden. Der Anschlag ist damit bereits der vierte sogenannte „Preisschild“-Anschlag orthodoxer Extremisten auf christliche Einrichtungen in diesem Jahr. Im September war ein Kloster im zentralisraelischen Latrun mit ähnlichen Parolen geschändet worden. Im Februar traf es die Baptistenkirche in der Jerusalemer Innenstadt. Neben den diesmal verwendeten Sprüchen schrieben die Extremisten damals auch den Satz „Wir werden euch kreuzigen“ an die Kirchenmauer.
Vater Claudius, der Vorsteher des Klosters, zeigte sich gegenüber den Tätern versönlich. „Ich vergebe denen, die das getan haben und wünsche allen Israelis ein frohes Chanukka. Ich bin nicht verärgert. Ich glaube an Frieden und die Liebe religiöser Menschen. Die Leute, die das getan haben, haben keinen Frieden in ihren Herzen”, sagte er dem Israel Radio. (tb)