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Der Schwarze Block jagt Görings Hirsch

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Als am 26. Juni 1987 in der niedersächsischen Kreisstadt Lüneburg das Ostpreußische Landesmuseum eröffnet wurde, herrschte bei den Stadtlinken bis in SPD-Kreise hinein helle Aufregung. Alles, was sich damals in Stadt und Landkreis für „links“ hielt, war mit klarer Kampfansage vor der Lüneburger Nordlandhalle erschienen, wo die Eröffnungsveranstaltung stattfand, und hatte lauthals Protest geäußert gegen „Revanchismus“ und „Ewiggestrige“. Am vergangenen Wochenende gab es eine Neuauflage des Protests vor dem in der Ritterstraße in Lüneburg ansässigen Museum in Gestalt einer „Antifa“-Demonstration. Hintergrund und Anlaß für die Veranstaltung von ganz links war die am 14. November vergangenen Jahres im Landesmuseum eröffnete Ausstellung „Jagd in Ostpreußen“, zu der als Ehrengast auch Minister Hans-Heinrich Ehlen (CDU), in der niedersächsischen Landesregierung in Hannover zuständig für Landwirtschaft und Ernährung, anwesend war. Dieser, so vermerkte hämisch die Lüneburger Landeszeitung, habe bei seinem Rundgang leider versäumt, mißbilligend auf eine dort im Bild gezeigte Jagdtrophäe Hermann Görings, einen 1942 in der Rominter Heide in Ostpreußen erlegten Hirsch, zu verweisen sowie auf ein daneben hängendes Gemälde des nationalsozialistischen Malers Gerhard Löbenberg. In einem Kommentar der Landeszeitung wurde den Ausstellungsmachern ein Mangel an „Sensibilität“, an „politischem Instinkt“ und an „kritischer Selbstdistanz“ vorgehalten. Dabei sind der ostpreußische Hirsch und das Jagdgemälde seit zwei Jahrzehnten in der Dauerausstellung über Ostpreußen zu sehen und waren auch schon im Ostpreußischen Jagdmuseum ausgestellt, das am 7. Dezember 1958 von Forstmeister Hans-Ludwig Loeffke in Lüneburg eröffnet wurde. Die linksextremistische Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen, die zur Demonstration am Wochenende aufgerufen hatte, hatte die Präsenz dieser Erinnerungsstücke aus Ostpreußen bislang nie gestört. Sie nahm auch keinen Anstoß daran, daß über das Lebenswerk des ostpreußischen Malers Gerhard Löbenberg (1891–1967), der der Hofmaler des 1946 verstorbenen „Reichsjägermeisters“ Hermann Göring gewesen sein soll, 2003 im Ostpreußischen Landesmuseum eine Ausstellung gezeigt wurde. Genausowenig beanstandete sie, daß auf der Liste der Lüneburger Ehrenbürger bis 19. April 2007 Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Otto Telschow verzeichnet war. Nach der Abmahnung des CDU-Ministers durch die Presse und der Anbringung einer Ergänzungstafel in der Ausstellung mit distanzierendem Text wurden nun mehrere Politiker der Grünen und der SPD aktiv. Die Lüneburger Stadtratfraktion der Grünen erklärte, offenbar ohne Kenntnis von ostpreußischer Geschichte und Kultur, Exponate müßten in das „jeweilige gesellschaftliche und politische Umfeld“ eingeordnet werden, während Hiltrud Lotze, örtliche SPD-Vorsitzende und Bundestagskandidatin, sich genötigt sah, darauf hinzuweisen, die Ursachen für die Vertreibung lägen in der „Ermordung von Juden, Polen und Russen im Zweiten Weltkrieg“. Rücktritt des Ministers  gefordert Die Antifaschistische Aktion und ihr Anführer Olaf Meyer, die am vergangenen Wochenende schwarzgekleidet in der Ritterstraße demonstrierten, gingen freilich noch einen Schritt weiter und forderten nicht nur den Rücktritt des Ministers, der den erlegten Hirsch „nicht gesehen“ haben wollte, sondern auch die sofortige Schließung des Ostpreußischen Landesmuseums wegen seiner „geschichtsrevisionistischen Ausrichtung“. Diese rund 100 selbsternannten Kämpfer, die mit Transparenten wie „Den braunen Sumpf trockenlegen!“ vor den verschlossenen Türen des Landesmuseums standen, verfügen offensichtlich über so geringe Geschichtskenntnisse, vornehmlich über Flucht und Vertreibung, daß sie kaum beurteilen und einordnen können, was sie verachten. Durch die Geschichte des Museums, so Olaf Meyer, ziehe sich „rechte Verstrickung wie ein brauner Faden“. Es sind immer wieder dieselben Grüppchen, die wie ein politischer Wanderzirkus durchs Land reisen und die kampferprobte Faust ballen, wenn sie auch nur entfernt „Faschistisches“ wittern. So haben sie vor einem Jahr in Bad Nenndorf das Grab der ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel (JF 41/08) geschändet.

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