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Ein tröstliches Zeichen

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Der seit 1950 begangene Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV) findet mittlerweile regelmäßig im Internationalen Congress Centrum (ICC) Berlin statt, das direkt an der 1928 erbauten Ostpreußenbrücke liegt. Einen tieferen Zusammenhang hat dies nicht, wie auch an der Beflaggung der wiederholt vom Abriß bedrohten Messehalle sichtbar wird. Vor deren Eingang wehen zahllose ICC-Flaggen sowie je eine von Berlin, Deutschland und Europa. Die ostdeutschen Fahnen hingegen halten Kontakt zum Boden — sie werden gehalten von einer Handvoll Heimatvertriebener, die unentwegt vor dem Eingang steht und auf Transparenten Forderungen stellt, etwa „Rote Karte für Steinbach“ oder „Völkermord verjährt nicht“. Unter ihnen ist Frau Jochim, die aus der Region bei Düsseldorf angereist ist. Ursprünglich stammt sie aus Danzig. Zehn Jahre war sie alt, als ihre Familie vertrieben wurde. Sie hat an diesem Tag sichtbare Probleme mit der Losung „Erinnern und Verstehen“. Denn unter diesem Motto eröffnet am vergangenen Sonnabend Erika Steinbach den Tag der Heimat — und lobt, daß die Bundesregierung zu diesem Anlaß noch immer „die Beflaggung der öffentlichen Gebäude anordnet“. Daß dies dennoch kein „sichtbares Zeichen“ ist, scheint offensichtlich. Als Frau Jochim in die Rede Steinbachs hineinruft: „Wir fordern unser Menschen- und unser Heimatrecht“, erwidert die BdV-Präsidentin ungerührt: „Wir reagieren nicht auf Linke, nicht auf Rechte und nicht auf Zwischenrufe.“ Und so zählt sie zu den Gegnern des Zentrums gegen Vertreibungen nicht nur die Linke, sondern genauso „etliche deutsche Rechte“, um daran anschließend festzustellen, daß die Integration der deutschen Heimatvertriebenen „mental und intellektuell noch immer nicht abgeschlossen“ sei. Gleichwohl feiert sie den vom Bundeskabinett in der vergangenen Woche beschlossenen Gesetzentwurf für ein Erinnerungs- und Dokumentationszentrum, mit dem der Opfer der Vertreibung gedacht werden soll. Das hierfür auserwählte Deutschlandhaus in der Stresemannstraße hält sie für einen adäquaten Ort. Die Ablösung des „verschämten“ Arbeitstitels „Sichtbares Zeichen“ durch den Namen „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ spiegele, so Steinbach, „unsere Anliegen treffend wider“. Der BdV werde mit drei Sitzen im entscheidenden Gremium vertreten sein, und „wer uns verstritt, das werden alleine wir bestimmen“. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sowohl ihr wie dem gesamten BdV-Präsidium deutlich gemacht, daß es „das selbstverständliche Recht unseres Verbandes ist, solche Entscheidungen autonom zu treffen“. Anderslautende Berichte dementierte sie als unzutreffend. Dennoch forderte Steinbach, daß — trotz der nunmehrigen Bundesstiftung für die Erinnerungsstätte — die Stiftung des Zentrums gegen Vertreibungen weiter die treibende Kraft bleiben müsse, damit niemand im Politikbetrieb „auf die Idee kommt, einzuschlafen“. Zugleich betonte sie, wie „wesentlich“ es sei, daß das seit Jahren geforderte Dokumentationszentrum nicht länger auf sich warten läßt. Für die Erlebnisgeneration sei es am Ende eines schweren Lebens tröstlich, „daß ihr Schicksal nicht vergessen ist, sondern einen festen Ort im kollektiven Gedächtnis unseres Vaterlandes haben wird“. In ihrer Rede ging die BdV-Präsidentin auch auf den von Tito veranlaßten Völkermord an der deutschen Volksgruppe im ehemaligen Jugoslawien ein, nicht ohne zuvor Bundeskanzler Konrad Adenauer zu zitieren, für den der einstige Partisanenführer und spätere Staatsmann nichts anderes war als „ein ganz gewöhnlicher Verbrecher“. Am 21. November 1944 hatte der von Tito befehligte Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens den formellen Beschluß zur völligen Entrechtung aller in Jugoslawien lebenden Bürger deutscher Abstammung gefaßt, die daraufhin zu Volksfeinden erklärt wurden. Etwa 55.000 Deutsche kamen in den Jahren 1944 bis 1948 in Todeslagern um oder wurden direkt ermordet. Als Zeichen der Versöhnung sah Steinbach deshalb den heute bestehenden „konstruktiven Dialog“ mit den jeweiligen Regierungen der Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Eindrucksvolle Gedenkstätten „an den Massengräbern der großen Vernichtungslager“ erinnerten heute an diese Verbrechen, die „zu dem Grausamsten“ gehörten, „was es in der Mitte des 20. Jahrhunderts gegeben hat“. Laut Steinbachs Ankündigung wird am 20. September eine weitere Erinnerungsstätte in Syrmisch-Mitrowitz am Lager „Seidenfabrik“ eingeweiht. Im Sinne dieses „tröstlichen“ Zeichens, das „auf eine gemeinsame versöhnte Zukunft hoffen“ lasse, stand denn auch die Verleihung der Ehrenplakette an Erzbischof Robert Zollitsch. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war 1938 noch als Untertan des jugoslawischen Königs Peter II. Karageorgewitsch in Philippsdorf in der Batschka zu Welt gekommen und hatte als sechsjähriges Kind die Ermordung nächster Angehöriger durch die Tito-Partisanen und die Internierung im Todeslager Gakowa miterlebt. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) reflektierte noch einmal das Schicksal der 14 bis 15 Millionen Heimatvertriebenen. Dabei bediente er sich einer verqueren Logik. So behauptete er, daß — „bevor die Erfahrungen der Heimatvertriebenen zu unserem gemeinsamen Gut werden konnten“ — die „Versöhnung“ mit den Nachbarländern zwangsläufig habe vorausgehen müssen, und konstatierte: „Erst als wir verstanden hatten, daß wir auf die völkerrechtswidrigen Vertreibungen keine Forderungen begründen durften, konnten die Erinnerungen ihren Platz bekommen.“ Doch die Geschichte ist schon weiter. Heute, so Schäuble, bewährten sich die Heimatvertriebenen, indem sie bei der Erarbeitung des Nationalen Integrationsrats und bei der „Migrationserstberatung“ mitarbeiten. Foto: Erika Steinbach, Ehrenplakettenträger Bischof Robert Zollitsch: Den Partisanen entkommen

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