Auch eine negative Berichterstattung ist Werbung. Das werden sich die Macher der Kölner Schülerzeitung Objektiv gedacht haben, nachdem ihre Erstausgabe mittlerweile in ganz Deutschland einen Riesenwirbel entfacht hat. „Inhalte eindeutig am rechten Rand“ (Kölner Stadtanzeiger) und „rechte Stoßrichtung“ (Spiegel-Online) sind nur einige der Medienkommentare zu der 24seitigen Schülerzeitung, die seit Ende der Sommerferien an Kölner Schulen verteilt wird. Warum dieser ganze Wirbel? Zum einen wird das Blatt von dem Fraktionsvorsitzenden der Bürgerbewegung Pro Köln in der Chorweiler Bezirksvertretung, Martin Schöppe, herausgegeben. Andere Vertreter der vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeschätzten Partei kommen dort ebenfalls zu Wort. Es gebe Hinweise darauf, so die Verfassungsschützer, daß Pro Köln mit „Neonazis zusammenarbeitet und auch deren Interessen vertritt“. Zum anderen nimmt sich das Blatt neben unverfänglichen Freizeittipps auch Themen an, die der sogenannten „political correctness“ widersprechen. Wie etwa ein Bericht über ausländische Jugendkriminalität oder ein Artikel über das von Pro Köln gestartete Bürgerbegehren gegen den Bau einer Großmoschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Allerdings bieten die Macher von Objektiv auch unnötige Angriffsmöglichkeiten. So etwa in dem völlig mißlungenen Artikel „Jessika und Ali – Eine fiktive Szene aus dem Großstadtleben“. Darin geht es darum, wie ein junger Türke namens Ali nachts in einer U-Bahn-Station einer deutschen Großstadt die hübsche 16jährige Deutsche Jessika dumm anmacht und sie dann sogar angrapscht, als sie nichts von ihm wissen will. Ansonsten ist der Standpunkt von Objektiv durchaus rechts, aber rechtsextrem? So bezieht sich etwa der Artikel über ausländische Jugendkriminalität auf eine Studie des früheren niedersächsischen Justizministers Christian Pfeiffer (SPD), die ob der dort vorgestellten Ergebnisse der zunehmenden Gewalttätigkeit besonders türkischer Jugendlicher auch in großen Teilen der etablierten deutschen Medien Aufmerksamkeit erregte. Vielmehr hat man den Eindruck, die etablierten Parteien wurden völlig auf dem falschen Fuß erwischt und haben Angst, daß Pro Köln mit Objektiv durchaus Jugendliche ansprechen könnte. Denn anders kann man sich nicht erklären, wenn die Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen Köln, Sylvia Laufenberg, eine Presseerklärung wie folgt überschrieb: „Pro Köln eifert Hitlerjugend nach“. Später heißt es dann noch: „Ähnlich wie die Nazis mit der Hitlerjugend, will auch die rechte Kölner Splittergruppe nun unseren Jugendlichen ihr rechtsradikales Gedankengut aufdrängen.“ Ausnahmsweise waren auch die Nachwuchsorganisationen der SPD und der CDU einmal einer Meinung. Jungsozialisten und Junge Union bekundeten in einer gemeinsamen Presseerklärung, dafür kämpfen zu wollen, „weiteren Ausgaben durch fehlende Anzeigenkunden den Garaus zu machen“. Die meisten Anzeigenkunden haben sich dann auch prompt „empört“ gezeigt. Man habe nicht gewußt, daß es sich um ein Projekt von „Neonazis“ handele. Da ja noch keine Ausgabe vorgelegen habe, habe man den Beteuerungen geglaubt, es sei „eine von einer Schule unabhängige Schülerzeitung“. Hätte man gewußt, wer hinter Objektiv stehe, hätte man niemals darin geworben, so der Geschäftsführer der Fahrschule Pro Drive, Uwe Höfs. Die Verantwortlichen von Objektiv lassen sich davon aber nicht abschrecken, sondern planen die nächste Ausgabe. So erklärte der Vorsitzende von Pro Köln, Markus Beisicht, bereits, die zweite Ausgabe finanziell zu unterstützen. Als Folge der Medienkampagne gegen Objektiv wurde die PDF-Datei bereits mehr als tausendmal von der Internetseite www.jugend-pro-koeln.de heruntergeladen. Und auch die Zugriffe auf die Internetpräsenz von Pro Köln ( www.pro-koeln-online.de ) hat sich nach Angaben der Partei verfünffacht. Foto: Schülerzeitung „Objektiv“: Unver- fängliche Freizeittipps
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