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Europameister im Pessimismus

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Im Polit-Frust ist die „großdeutsche“ Kulturnation vereint. In Deutsch-land und Österreich haben junge Leute zwar im EU-Vergleich noch das größte Interesse an Politik, sehen aber am pessimistischsten in die Zukunft. Damit führen sie einen europaweiten Trend an. Vor allem die schlechten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt führen zu Frustration und Skepsis gegenüber der Politik. Eine repräsentative Meinungsumfrage bestätigt: Die Jugend ist Europas soziale Zeitbombe. Die jungen Esten sind die größten Optimisten 8.030 junge Leute zwischen 15 und 25 in acht Ländern der EU hat ein vom österreichischen Sora-Institut angeführtes Konsortium von Meinungsforschern zu ihren Ansichten über Politik, politisches Engagement und die Zukunft befragt. Nur jeder dritte, 37 Prozent im Durchschnitt der Befragten, verfolgt überhaupt das politische Geschehen. Die jungen Deutschen und Österreicher liegen mit 51 und 42 Prozent politisch Interessierten auf Platz eins und drei, die geringste Anteilnahme zeigen junge Slowaken, Esten und Briten (28/29/30 Prozent). Dafür sind die jungen Esten die größten Optimisten – 80 Prozent erwarten ein besseres Leben als ihre Eltern. Europameister im Pessimismus sind dagegen die Österreicher mit 62 Prozent Schwarzsehern, gefolgt von den jungen Deutschen. Zwischen den enthusiastischen Esten und den düster gestimmten Deutschen und Österreichern macht die Studie die in sozialen und ökonomischen Fragen überwiegend optimistischen Slowaken, Finnen und Briten, die zwischen wirtschaftlicher Zuversicht und sozialem Pessimismus hin- und hergerissenen Franzosen und die eher skeptischen Italiener aus. Der Kontrast zwischen den Ländern des „alten“ und „neuen“ Europa, anders ausgedrückt: zwischen Verlierern und Gewinnern der Ostausdehnung der Europäischen Union, ist unübersehbar. Was ist Politik überhaupt? 68 Prozent geben darauf die klassische Antwort, sie diene der Lösung internationaler Probleme, fast ebenso viele sehen die Hauptaufgabe in der Bewältigung sozialer Konflikte. In Deutschland wurde die Frage leider nicht gestellt. Fast die Hälfte der jungen Europäer, 46 Prozent, verbindet mit Politik gebrochene Versprechen, über ein Drittel denkt zuerst an Korruption, ebenso viele, daß Politik sie gar nicht betreffe. Die Jugendlichen hätten ein idealistisches Bild von der Politik, aber seien mit der Umsetzung in der Praxis unzufrieden, beschönigt die Studie diesen Befund. Zeitungsleser sind politisch aktiver als TV-Konsumenten Das geringste Vertrauen genießen dabei die politischen Institutionen auf nationaler Ebene, allen voran Parteien und Politiker; etwas höher angesehen – oder aber einfach nur weniger bekannt – sind die europäischen. Den größten Kredit bei jungen Leuten genießen dagegen die sogenannten Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie Amnesty International oder Greenpeace – Organisationen also, die weniger durch strukturelle Transparenz und Offenheit als vielmehr durch intensive mediale Präsenz von sich reden machen. Noch bescheidener als die Zahl der politisch Interessierten ist der Anteil der Jugendlichen, die sich täglich in den Massenmedien darüber informieren: Zwischen 11,3 (Großbritannien) und 38,4 Prozent (Italien). Für die Masse ist das Fernsehen die Hauptquelle, für junge Franzosen, Italiener und Slowaken sogar praktisch die einzige. Deutsche und Österreicher sind starke Radiohörer, Finnen und Esten informieren sich lieber im Internet. Aktive Mediennutzer, also Zeitungsleser und Internetnutzer, sind auch politisch aktiver als passive TV-Konsumenten, lautet eine wenig überraschende Feststellung der Studie. Medien sind, neben dem Einfluß von Elternhaus, Freunden und Schule, auch ein Hauptfaktor, der zum politischen Engagement anregt. Den medienorientierten NRO kommt das, wie beob­achtet, besonders zugute. Für Parteien mag sich kaum jemand einsetzen, Wählen gilt allerdings durch die Bank als wichtig. Wenn einer aktiv am politischen Leben teilnehmen will, fängt das oft schon in der Schule an; ehemalige Klassen- und Schülersprecher bleiben meist auch nach ihrer Schulzeit politisch aktiv. Beim politischen Engagement lassen sich durchaus nationale Vorlieben ausmachen: Deutsche bevorzugen Umwelt- und Tierschutzorganisationen, Italiener und Franzosen fühlen sich bei Streiks, legalen und illegalen Demonstrationen besonders wohl.

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