Als Symbol "nicht nur der Einheit, sondern der Einigkeit" der Deutschen, "wie es in unserer Hymne heißt", sieht Ludwig Güttler die wiedererichtete Frauenkirche zu Dresden, die an diesem Sonntag geweiht wird. Mit der Vollendung des Wiederaufbaus ließen die Deutschen "Schatten und Fluch der Vergangenheit" hinter sich, bilanziert der weltbekannte Musiker und Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden in einem Interview mit der am Freitag in Berlin erscheinenden Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT.
Die Wiedererrichtung markiere die Rückkehr der Deutschen zu ihrem nationalen "Sein", so Güttler. Denn nach 1945 hätte sich die Nation "von ihrem ‚Sein‘ abgewandt und ins ‚Haben‘ geflüchtet". Der Wiederaufbau "hinterfrage nun dieses ‚Haben’", und "unser verdrängtes Sein kehrt mit Macht ins Bewußtsein zurück" und markiere den "geschichtlichen Aufbruch eines Landes, das sich historisch verunsichert fühlt". Einen Verzicht auf den Wiederaufbau, wie zunächst vielfach gefordert, hätte dagegen "das Fortdauern unseres Verwundetseins bewirkt", so Güttler.
V.i.S.d.P.: Thorsten Thaler, Chef vom Dienst, Hohenzollerndamm 27a, 10713 Berlin
Vollständige Liste mit den Autoren und Interviewpartnern der JUNGEN FREIHEIT