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Lateinische Schrift, Militärputsche, Islamisten

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Die heutige Türkei entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern des Osmanischen Reiches. Der Friedensvertrag von Lausanne (24. Juli 1923) legte unter anderem die endgültigen Staatsgrenzen fest und besiegelte gleichzeitig die Vertreibung der Griechen aus Kleinasien und der meisten Türken aus Griechenland. Nach Absetzung des letzten Sultans Mehmed VI. Vahdettin (November 1922) wurde am 29. Oktober 1923 die Republik (Türkiye Cumhuriyeti) ausgerufen. Der erste Staatspräsident Mustafa Kemal (Atatürk) versuchte bis zu seinem Tod 1938 mit oft autoritären Mitteln, eine Modernisierung und Europäisierung der Türkei durchzusetzen: – 1924: Die türkische Regierung schafft das Kalifat (Identität von staatlicher und religiöser Führung) ab. Sonntag wird statt Freitag gesetzlicher Feiertag. Deutsch-Türkisches Freundschaftsabkommen unterzeichnet. – 1925: Durch eine umfassende „Kleiderreform“ wird der Fez (die von den Osmanen eingeführte einheitliche Kopfbedeckung der Männer) verboten. Der Schleierzwang für Frauen wird aufgehoben. Die islamische Zeitrechnung wird durch den westlichen Kalender ersetzt. Niederschlagung eines kurdischen Aufstands in Süd-Anatolien. – 1926: Beginn der Abschaffung des islamischen Rechts (Scharia) und der Einführung eines Rechtssystems nach italienisch-schweizerischem Vorbild. Gescheiterter Attentatsversuch von Islamisten auf Mustafa Kemal. – 1928: Ersetzung der arabischen Schrift durch Lateinschrift. Der Verfassungssatz „Die Religion des türkischen Staates ist der Islam“ wird gestrichen. – 1931: Einführung des mitteleuropäischen metrischen Systems. – 1932: Beitritt zum Völkerbund . – 1933: Universitätsreform. – 1934: Einführung von Familiennamen und des allgemeinen Frauenwahlrechts. Die Große Nationalversammlung verleiht Präsident Mustafa Kemal den Titel „Atatürk“ (Vater der Türken) – 1937: Aufnahme der Prinzipien „Nationalismus“, „Populimus“, „Republikanismus“, „Laizismus“, „Etatismus“ und „Revolutionismus“ in die Verfassung. – 1938 Tod von Mustafa Kemal. – 1939 bis 1945: Im Zweiten Weltkrieg neutral. – 1945: Gründungsmitglied der Uno. – 1949: Beitritt zum Europarat. – 1950: Die von Atatürk gegründete linksnationale Republikanische Volkspartei (CHP) verliert durch Wahlen erstmals ihre Macht an die konservative Demokratische Partei. – 1952: Beitritt zur Nato. – 1955: Türkei schließt den Bagdad-Pakt mit Großbritannien, Irak, Iran und Pakistan. – 1959: Nach Ausscheiden des Irak Mitglied der nahöstlichen Central Treaty Organization (Cento). – Juni 1959: Bewerbung um Beitritt zur 1958 gegründeten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). – Mai 1960: Militärputsch gegen konservativen Premier Adnan Menderes. – 1961: Hinrichtung von Menderes. Neue, liberalere Verfassung wird per Volksabstimmung angenommen. – September 1963: Türkei und EWG unterzeichnen ein Assoziierungsabkommen. Es tritt 1964 in Kraft und stellt eine spätere EWG-Vollmitgliedschaft in Aussicht. – 1970: Necmettin Erbakan gründet die erste Partei der islamistischen Milli-Görüs-Bewegung (Partei der Nationalen Ordnung/MNP). – 1971: Wegen anhaltender politischer und sozialer Unruhen Militärputsch gegen den konservativen Premier Süleyman Demirel. – 1973: CHP unter Bülent Ecevit wird nach freien Wahlen erstmals seit 1950 wieder stärkste Partei. Islamistische Nationale Heilspartei (MSP) unter Erbakan wird drittstärkste Kraft. – September 1980: Dritter Militärputsch. Der „Nationale Sicherheitsrat“ unter dem Generalstabschef Kenan Evren übernimmt die Macht. – 1981: Die EWG läßt die Assoziation der Türkei ruhen. l 1982: Unter Anweisung des Militärs ausgearbeitete dritte Verfassung wird per Referendum angenommen. – Juli 1983: Islamistische Wohlfahrtspartei (RP) gegründet. – November 1983: Kenan Evren zum Staatspräsidenten gewählt. – April 1987: Die Türkei beantragt die Aufnahme in die EG. – Dezember 1989: Wegen politischer und wirtschaftlicher Bedenken lehnt die EG-Kommission den Türkei-Beitritt ab – März 1994: RP-Funktionär Recep Tayyip Erdogan zum Bürgermeister von Istanbul gewählt. – Dezember 1995: RP von Erbakan wird bei Parlamentswahl stärkste Kraft – Januar 1996: Die Zollunion zwischen der EU und der Türkei tritt in Kraft. – Juni 1996: Mit Erbakan wird erstmals ein Islamist Regierungschef. – Juni 1997: Militär zwingt Erbakan zum Rücktritt. Verfassungsgericht verbietet die RP, da ihre Ziele unvereinbar mit der laizistischen Verfassung seien – Dezember 1997: Der Europäische Rat von Luxemburg ebnet den Weg für EU-Erweiterung um zehn Staaten. Die Türkei wird noch offizieller kein Beitrittskandidat. – Dezember 1999: Der Europäische Rat von Helsinki gibt der Türkei den Status eines Beitrittskandidaten. – August 2001: Erdogan gründet islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP). – August 2002: Parlament billigt ein umfassendes Reformpaket, Abschaffung der Todesstrafe. – November 2002: Islamistische AKP erreicht bei Wahlen fast eine Zweidrittelmehrheit. Laizistische CHP einzige Oppositionspartei. – Dezember 2002: EU-Gipfel in Kopenhagen legt Dezember 2004 als Entscheidungstermin für EU-Beitrittsverhandlungen fest. – März 2003: Erdogan wird Premier – Juni 2003: Parlament erlaubt kurdische Radio- und Fernsehprogramme. Einschränkungen der freien Meinungsäußerung werden aufgehoben. – Juli 2003: Parlament beschneidet den Einfluß der Armee. – Mai 2004: EU-Erweiterung um zehn neue Länder auf 25 Staaten. – August 2004: Nationaler Sicherheitsrat wird von Zivilisten geführt. – September 2004: Türkisches Parlament schafft vorerst keine umfassende Strafgesetzreform, Streitpunkt war die Bestrafung von Ehebruch. Die EU-Kommission macht die Reform aber ausdrücklich zur Voraussetzung für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen – 26. September 2004: Sondersitzung des türkischen Parlaments beschließt auf massiven Druck von Brüssel umfassende Strafrechtsreform. – 6. Oktober 2004: Die EU-Kommission soll ihre Empfehlung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abgeben. – 17. Dezember 2004: Die Staats- und Regierungschefs der 25 EU-Staaten entscheiden über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

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