Der Zufall wollte es, daß dem Denkmal, das in der kleinen Taunusgemeinde Marienfels an 20.000 Gefallene des Zweiten Weltkrieges erinnert, just an dem Datum, an welchem 64 Jahre zuvor das große Sterben für die Soldaten begann, der „Krieg“ erklärt wurde. Seit dem 1. September 2003 ist das Gefallenendenkmal für die Toten der 1. Panzerdivision der Waffen-SS zum Abriß freigegeben (JF berichtete). Nach Ablauf des Pachtvertrages für das 1971 errichtete Denkmal waren der Gemeinderat und der Kameradschaftsverband der Veteranen in Streit geraten. Auf den Abriß ihres Steins wollten die Veteranen jedoch nicht tatenlos warten und sind deshalb nun in die Offensive gegangen – in die Informationsoffensive. Mit einer Öffentlichkeitskampagne will der Verband die Marienfelser Bürger über das Vorhaben der Gemeinde aufklären, das der achtköpfige Stadtrat nach Ansicht der Kameraden an der Bevölkerung vorbei durchgesetzt habe. Fünf Nachwuchsmitglieder des Verbandes haben bereits an sämtlichen Haustüren des 370-Seelen-Dorfes geklingelt, führten über vierzig persönliche Gespräche und hinterließen in den Briefkästen aller übrigen Haushalte Informationsmaterial zu dem Fall. „Wir haben vergeblich versucht, die abgebrochenen Verhandlungen mit dem Stadtrat fortzusetzen, unsere Bitte um einen Gesprächstermin wird seit einem Jahr ignoriert. Nun wenden wir uns an die Öffentlichkeit“, erklärt Claus Cordsen, Vorsitzender des Kameradschaftsverbandes, gegenüber der jungen freiheit. Ein Beigeschmack bleibt jedoch, die Veteranen versäumten es, sogleich gegenüber den Räten offen aufzutreten. Lokalpresse wie Gemeinderat rätselten zunächst über den Auftritt einer geheimnisvollen „Bürgerinitiative Soldatenehrenmal Marienfels“. „Unsere Umfrage“, so Patrick Akte, einer der Aktivisten des Kameradschaftsverbandes, gegenüber der JF, „ist auf großen Anklang bei den angetroffenen Bürgern gestoßen. Über siebzig Prozent der von uns Befragten wußten gar nicht, daß es eine Abrißaufforderung für unser Ehrenmal auf ihrem Friedhof gibt, manche wollten es gar nicht glauben!“ 21 Einwohner, nach Angaben Aktes 52 Prozent der Befragten, hätten sich spontan gegen den Abriß ausgesprochen, 14 Befragten, also 35 Prozent, sei es im Prinzip „egal“, sie meinten aber, im Zweifel solle man das Denkmal doch „einfach stehenlassen“, lediglich fünf Personen, 12 Prozent, sprachen sich für einen Abriß aus. Keiner der fünf gab allerdings laut Akte als Grund die Angst vor einem Aufmarsch von „Rechtsextremen“ am Gedenkstein an. Mit diesem Argument hatten der Bürgermeister und einige Stadträte ihre Haltung begründet. Auch die Polizei im benachbarten St. Goarshausen konnte die Frage nach den ominösen „Rechtsextremen“ nicht wirklich erhellen. Zwar könne man das Auftauchen von „jungen Leuten die dem Aussehen nach der rechtsradikalen Szene zuzuordnen sind“, am Volkstrauertag bestätigen, sagte der Dienststellenleiter Georg Löhnhardt der JF, jedoch verhielten sich diese Personen ruhig und betätigten sich nicht politisch. Die Veteranen wollen auch diesem Problem mit Offenheit begegnen: „Wir werden unsere Bürger-Gespräche fortsetzten“, so Akte, „und zum kommenden Volkstrauertag alle Bürger einladen, mit uns zusammen die Feierstunde zu begehen, damit jeder persönlich überprüfen kann, wie weit es mit den Vorwürfen des Stadtrates her ist.“