Schwarz-Grün, das hätte „einen gewissen Charme“ gehabt, hörte man in den vergangenen Wochen immer wieder aus den Reihen der ÖVP-Granden. Wer da geglaubt hätte, daß zwei Parteien, die einander noch vor nicht allzu kurzer Zeit als „Rechtsextremisten“ einerseits und als „Krypto-Bolschewiken“ andererseits abqualifizierten, keine gemeinsame Basis haben könnten, der irrt offenbar. Zuerst geht es naturgemäß einmal darum, einander atmosphärisch entgegenzukommen. Da hat es nicht gereicht, wenn Grünen-Chef Van der Bellen das einstige Markenzeichen Wolfgang Schüssels, das Mascherl, an die Hemdbrust klemmt. Und auch die gerüchteweise kolportierte Absicht des Kanzlers, in höchsteigener Person an der nächsten Donnerstags-Demo, oder eventuell sogar vermummt an der Opernball-Demo teilzunehmen, ist zuwenig gewesen. Da hätte sich schon mehr ändern müssen. Glaubhaft hätte der Innenminister sein im Wahlkampf so mühsam aufgebautes Image als „Ausländer-Halt-Minister“ ablegen müssen und sich auf seine links-katholischen Wurzeln besinnen sollen. Nationalratspräsident Andreas Khol vielleicht nachträglich das Kirchenvolksbegehren unterfertigen, und die schwarzen Landeshauptleute hätten sich wohl ihrerseits an Herrn Fussi wenden müssen, um sich als Proponenten für die Neuauflage eines Anti-Abfangjäger Volksbegehrens zur Verfügung zu stellen. Das wären Signale gewesen, die man bei den grünen Völkern wahrlich nicht hätte überhören können. All dies dürfte allerdings ehe die grüne Basis interessieren, als deren Spitzenfunktionäre. Diese sind wohl – wie das in allen anderen Parteien auch so ist – eher an Pfründen und hohen Würden interessiert. Klar: Der bärtig-grummelnde Professor sollte Vize-Kanzler werden. Die ach so niedliche Frau Glawischnig gehörte auch ins Kabinett. Aber was wäre dann gekommen? Ein Justizminister Daniel Charim, einer jener den Grünen nahestehenden Advokaten, die man nicht gerade des allzu flammenden Patriotismus verdächtigen kann? Oder ein Innenminister Peter Pilz, der dann den Staatsschutz kommandiert? Und gewiß doch einen Regierungskommissar für Kultur und political correctness namens André Heller. Doch Ironie beiseite. Wirklichen Charme besaßen all diese Überlegungen ja nicht. Eine schwarz-grüne Zusammenarbeit wäre vielmehr in hohem Maße paradox. Einer der wenigen Vorteile wäre es allenfalls gewesen, daß bei den diversen EU-Gipfeln Wolfgang Schüssel von Joschka Fischer wieder gegrüßt worden wäre. Schade… Andreas Mölzer ist Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Zur Zeit“.