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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Ein Hauch von Aufbruch

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Bis zu 400.000 begeisterte Gäste haben den Ökumenischen Kirchentag in Berlin zu einem großen Erfolg gemacht. Gerechnet hatten die Veranstalter mit nur halb so vielen Besuchern. Die überwiegend jungen Christen waren keine normalen Messebesucher. Zum zentralen Veranstaltungsort, dem Messegelände, pilgerten drei Tage lang schier unendliche Menschenmassen. Und sie reisten fast ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an, so daß die sonst übliche Parkplatznot ausblieb. In seinem Grußwort zur Eröffnung würdigte Papst Johannes Paul II. dieses erste gemeinsame, überkonfessionelle Treffen: „Die Gemeinsamkeit im Glauben ist stärker und bedeutender als das Trennende.“ Die Veranstalter des Ökumenischen Kirchentages gingen in ihrem Harmoniebestreben weiter, als es dem Heiligen Vater in Rom lieb ist. Auf großes Medieninteresse stieß das gemeinsame Abendmahl von Protestanten und Katholiken. Der katholische Priester Gotthold Hasenhüttl verstieß gegen klare Anweisungen, als er Hostien an Protestanten austeilte. Er muß jetzt mit Sanktionen aus Rom rechnen. Lebenseinstellungen mit wenig Bezug zur Bibel Johannes Paul II. ermahnte die Gläubigen auch, sich dem negativen Zeitgeist und der Erosion des christlichen Glaubens zu widersetzen. In Deutschland würden die „Auswirkungen des ethischen Relativismus und des Säkularismus“ immer deutlicher sichtbar. Auch um seine eigene Kirche wird sich der Heilige Stuhl zu kümmern haben, wie ein Rundgang auf dem Messegelände zeigt. Neben zahllosen Initiativen, Bistümern, Institutionen und auch nicht-kirchlichen Organisationen präsentieren sich auch die „schwullesbische Gottesdienstgemeinden“ oder ein „katholisches Lesbennetzwerk“. Offen wird hier eine Lebenseinstellung angepriesen, die mit der Heiligen Schrift nicht viel zu tun hat. Eine der Podiumsveranstaltungen stand unter dem Motto „Schwule und lesbische Ansprüche an die Theologie“. Hier wurden die Unterschiede zwischen bisexueller und schwullesbischer Theologie analysiert. Jesus Christus sei ein homoerotisches Symbol, argumentierte einer der „Experten“. Küßt der Priester den Altar, so sei dies ein Vereinigungsprozeß mit Christus, wußte der Redner zu belehren. Ein anderer Homosexuellen-Lobbyist berichtete, daß ihn sein Bistum sogar dazu gedrängt, seine Gottesdienste statt mit einem „harmlosen“ mit dem Attribut „schwullesbisch“ zu versehen. Aber auch Organisationen, die sich für das Leben und für die traditionelle Familie einsetzen, stellen sich den Gläubigen vor. Nicht nur Donum Vitae war mit einem großen Messestand präsent. Der Verein war gegründet worden, als sich die katholische Kirche aus der Beratung von Schwangeren zurückgezogen hatte. Fundamentalistischer tritt die „Aktion Leben e.V.“ auf. Eine Bildersammlung getöteter Föten soll den Messebesuchern vor Augen führen, was eine Abtreibung bedeutet. Außerdem werden unkommentiert Auszüge aus den Kongregationsschriften des Vatikans auf Schautafeln wiedergegeben. Auszug: „Das Laster der Homosexualität kann keine Anerkennung beanspruchen, weil das, was in Gottes Augen böse ist, gesellschaftlich nicht als richtig gelten kann.“ „Aktion Leben“ wirbt mit dem Konterfei des Papstes, dem „Verteidiger des Lebens und der Ungeborenen“, für das Recht auf Leben. Am vorletzten Messetag wurde der Verein vom Kirchentag ausgeschlossen. Die offizielle Begründung lautete, daß sich mehrere Besucher angesichts der Bilder von verstümmelten Kleinkindern belästigt gefühlt hätten. Dies sind jedoch nur Randerscheinungen auf dem Kirchentag. Die Masse der Gläubigen suchte die großen Veranstaltungen in und außerhalb des Messegeländes auf. Viele Hallen, in denen mehr als 3.000 Personen auf den bereitgestellten Pappkartons Platz nehmen konnten, waren schon vor Beginn der Diskussionsrunden überfüllt. Diskussionsveranstaltungen über Themen wie Meinungsfreiheit, Naher Osten oder Religion und Nation zeugten vom regen Interesse der Christen aus ganz Deutschland. Viel Prominenz zeigte sich an den Ständen oder auf den Veranstaltungen des Kirchentages. So konnte man dem frisch wiedergewählten Bremer Oberbürgermeister Henning Scherf ohne Leibwächter begegnen. Bundespräsident Johannes Rau stellte sich am Brandenburger Tor den Fragen von Journalisten. Hanna-Renata Laurien (CDU) muß als Anwärterin auf den Titel „Berufschristin des Jahres“ gelten. An zahllosen Messeständen prangte ein Schild mit der Aufschrift „Zu Gast: Hanna-Renata Laurien, 15:45 Uhr, 16:15 und 16:45“. Der Bundeskanzler nutzte den Kirchentag wie gewohnt dazu, sich selbst professionell in Szene zu setzen. Er debattierte medienwirksam mit Jugendlichen. Die Eröffnung nutzte er, um sich für eine Entschuldung (sprich: Schuldenerlaß) der Dritten Welt auszusprechen. Vielen Kirchentagsgästen schien dies ein wichtiges Anliegen zu sein. Jeden Tag wurden Demonstrationen zugunsten der Entwicklungsländer durchgeführt. Friedrich Merz (CDU) hatte unlängst wegen der Haushaltsnotlage das Gegenteil gefordert. Der Kirchentag eröffnet auch neue Chancen für die Kirchen Die Berliner Tageszeitung taz frohlockt angesichts von Schröders Auftritt, daß Kirchentage nicht länger „CDU-lastige Veranstaltungen“ seien. CDU-Chefin Angela Merkel durfte zwar Bibelarbeit mit Schülern des Canisius-Kollegs, einer hochangesehenen Jesuitenschule in der Hauptstadt, durchführen. Jedoch sei sie von den Podien der Diskussionsveranstaltungen ferngehalten worden, bemängelt dementsprechend Hermann Kues, der Kirchenexperte der Unionsbundestagsfraktion. In der überwiegend atheistischen Metropole Berlin vermittelten die jungen, engagierten Christen einen Hauch von Aufbruch. Selbst wenn viele der Kirchtags-Besucher dies als „Love Parade light“ empfunden haben mögen, eröffnen sich Chancen für die christliche Kirche. Die Kirche ist stärker als ihr derzeitiges Erscheinungsbild. Die Voraussetzung dafür, daß der Glaube Boden gutmacht, ist, daß sie das Krebsgeschwür der inneren Subversion überwindet. Wenn die Kirchen, statt Fragen zu stellen, endlich Antworten geben, dann könnten die gesellschaftlichen Fehlentwicklungen revidiert werden. Da politische Parteien an Glaubwürdigkeit verlieren und Gewerkschaften als Vertreter von Partikularinteressen angesehen werden, könnten sie einen Weg aus der Krise deuten. Kirchentagsteilnehmer in Berlin: „Auswirkungen des ethischen Relativismus und des Säkularismus“

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