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„Das würde nur den Bustourismus fördern“

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„Das würde nur den Bustourismus fördern“

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Für rund 300 Jugendliche begann am 1. September bei Siemens in Berlin der Ernst des Lebens. Der 1856 hier gegründete und seit 1949 von München aus geführte Weltkonzern ist in der Hauptstadt Spitzenreiter unter den Lehrbetrieben. In fünfzehn Berufen bildet das deutsche Traditionsunternehmen aus. Die Ausbildungsplätze sind heiß begehrt. Im technischen Bereich bewarben sich dreißig Schulabsolventen pro Stelle, im kaufmännischen sogar fünfzig. Wer sich bei Siemens bewirbt, sollte die deutsche Sprache beherrschen. „Ein Bewerber sollte drei zusammenhängende Sätze in ordentlichem Deutsch formulieren können“, sagt Martin Stöckmann, ein Ausbildungsleiter bei Siemens. Was banal klingt, ist in einer Stadt mit dreizehn Prozent Ausländeranteil längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Zustände an manchen Schulen in Bezirken mit hohem Ausländeranteil sind katastrophal. Aus diesem Grund schlossen sich Berliner Lehrer dem Vorstoß aus CSU-Kreisen an, die Zahl ausländischer Kinder an deutschen Schulen zu begrenzen. In Bayern wurde letzte Woche eine Ausländerquote an Haupt- und Grundschulen diskutiert. Unter Berufung auf die Ergebnisse der Pisa-Studie fordert der Münchner CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle „Integrationsobergrenzen“. Ohne solche Quoten sei eine Eingliederung der Ausländer nicht möglich, erklärte der stellvertretende kulturpolitische Sprecher der CSU-Fraktion. Angesichts der Landtagswahl am 21. September hat Kultusministerin Monika Hohlmeier einer Höchstquote für ausländische Kinder an Bayerns Schulen jedoch eine klare Absage erteilt. Eine solche Quote würde nicht die Integration der Kinder vor Ort fördern, erklärte die stellvertretende CSU-Vorsitzende vergangenen Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München. Es bringe nichts, Kinder aus Münchner Vierteln mit hohem Ausländerteil in die Vororte zu fahren: „Das würde nur den Bustourismus fördern.“ Ute Schoenwälder hat ähnliche Sorgen wie der Münchner CSU-Mann. Die Leiterin des Albrecht-Dürer-Gymnasiums im Berliner Problembezirk Neukölln befürwortet ebenfalls Obergrenzen beim Anteil ausländischer Schüler. Ihr schwebt eine Obergrenze von 25 Prozent pro Klasse vor. Integration ausländischer Schüler gescheitert Solche Vorschläge gehen angesichts der Schulpflicht in Deutschland an der Realität vorbei. Denn in Stadtteilen, die fast ausnahmslos von – meist kinderreichen – Einwanderern bewohnt werden, sind sechzig bis achtzig Prozent der Schüler ausländischer Abstammung. Der Berliner SPD/PDS-Senat fördert den Sprachunterricht und setzt bereits in den staatlichen Kindertagesstätten mit Deutschstunden an. Die Sprecherin der Senatsschulverwaltung Rita Hermans entgegnete den Befürwortern einer Quotenregelung, daß „Integration kein Problem mehr“ sei, „wenn alle die gleichen sprachlichen Voraussetzungen“ hätten. Die Berliner Morgenpost stellte dagegen ironisch fest, daß die „Integration nicht ausländischstämmiger“ Schüler gescheitert sei. Als Alternative müßte die Schulverwaltung auf das amerikanische Modell des busing zurückgreifen. Seit der Aufhebung der Rassentrennung in den 1950er Jahren werden gezielt Kinder unterschiedlicher Herkunft in ein und derselben Schule untergebracht. Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) hatte dies vor einem Jahr ins Gespräch gebracht und dabei ebenfalls eine mögliche Obergrenze von 25 Prozent genannt. Die finanzielle Lage Berlins verbietet solche Vermischungspläne. Und diejenigen, die sozialen Brennpunkten wie Neukölln, Kreuzberg und Wedding gerade wegen ihrer Kinder den Rücken gekehrt haben, würden sich dem Import ausländischer Schüler in ihren Stadtteil mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit widersetzen. Die Grünen scheinen diese Entwicklung jedoch zu begrüßen. Der bildungspolitische Sprecher der Partei in Berlin, Özcan Mutlu, forderte muttersprachlichen Unterricht in der Vorschule. Sogar in der CSU kursiert der Vorschlag, den Islamunterricht, der zur Zeit probeweise in Erlangen erteilt wird, auszuweiten. Dies sei der Integration „muslimischer Mitbürger“ dienlich, sagte ein CSU-Landtagsabgeordneter. Dies zeigt, daß es bei den Überlegungen der CSU vor allem um Wahlkampfgetöse geht. Quoten an Schulen sind vielleicht ein Wahlkampfthema. Aber sie nicht geeignet, das Problem der zunehmenden Ghettoisierung grundsätzlich zu lösen – weder in Berlin noch in München.

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