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Blutige Zwangsehe Carl Gustaf Ströhm

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Manchmal fragt man sich, ob die in den Krisengebieten der Welt agierenden internationalen Funktionäre ein Teil der Lösung des jeweiligen Problems oder nicht vielmehr seine Ursache sind. So konnte man auf dem Europäischen Forum Alpbach in Tirol dieser Tage den Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa, Erhard Busek (ÖVP), mit der Forderung vernehmen, es dürfte kein „Zeichnen neuer Grenzen zwischen Serbien und dem Kosovo“ geben, weil dies den Frieden in Mazedonien beeinträchtige. Abgesehen davon, daß der (nicht vorhandene) Friede in Mazedonien durch ganz andere Faktoren verhindert wird, hat der Wiener Ex-Vizekanzler damit für Serbien und gegen die Albaner Partei ergriffen. Denn „keine Grenze“ zwischen dem überwiegend albanisch besiedelten Kosovo und „Alt-Serbien“ bedeutet, daß das Amselfeld weiterhin zu Serbien gehören soll. Fast zeitgleich beschloß das serbische Parlament: „Die Souveränität und territoriale Integrität Serbiens schließt Kosovo trotz des derzeitigen internationalen Protektorats dort ein.“ Die Kosovo-Albaner aber treibt dies in den bewaffneten Widerstand. Während die Weltöffentlichkeit gebannt auf den Nahen Osten und Afghanistan blickt, wird die Lage in Südserbien und Mazedonien immer dramatischer. In Presevo – einer außerhalb des Kosovo gelegenen serbischen Stadt mit starker albanischer Bevölkerung – kam es jüngst zu Bombenanschlägen. Zwischen kosovo-albanischen Freischärlern und serbischen Sicherheitskräften kommt es im Grenzgebiet zu regelrechten Feuergefechten. In Nord-Mazedonien explodierte unter einem Personenzug eine Sprengladung. Die von der UN-Verwaltung forcierte Rückkehr der (mit den jugoslawischen Truppen geflüchteten) Serben ins Kosovo kommt nicht vorwärts, weil albanische Untergrundorganisationen die serbischen Heimkehrer beschießen. In der zwischen Serben und Albanern geteilten Stadt Mitrovica explodierten mehrere Handgranaten – in albanischen Häusern. „Diese Anschläge enthalten eine eindeutige Botschaft: Es gibt keine Zukunft für Serben im Kosovo – und damit auch keine Rückkehr der (serbischen) Flüchtlinge“, prophezeit der albanische Politologe Ramush Tahiri. Eine Mitarbeiterin der Unmik-Verwaltung meinte sogar, früher oder später müßten jene 50.000 Serben, die heute noch im Zentral-Kosovo lebten, alle gehen: „Ein multiethnisches Kosovo ist eine westliche Illusion.“ Doch warum muß man zwei Völker, die einander derart feindselig gegenüberstehen, partout um jeden Preis – auch um den vieler Menschenleben – in einem gemeinsamen staatlichen Haus zusammensperren? Gewaltakte sind zu verurteilen – gleichgültig, vom wem sie ausgehen. Aber die Albaner sind jahrzehntelang durch das serbische Staatsvolk diskriminiert und drangsaliert worden. Für ihre Anliegen hatte auch niemand im Westen ein Ohr. Die Empörung der (muslimischen) Kosovo-Albaner steigert sich, seit deutlich wird, daß möglicherweise US-Truppen in Serbien stationiert werden und damit Belgrad (wieder einmal) zu einer strategischen Drehscheibe westlicher Balkan-Strategie wird. So produziert der Westen jene Probleme, die er zu bekämpfen vorgibt. Fände die „internationale Gemeinschaft“ endlich den Mut, den Kosovo-Albanern das Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen, dann wären vielleicht nicht alle, wohl aber die meisten Probleme entschärft.

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