Die im Dezember veröffentlichte Pisa-Studie hat die Grundfeste des deutschen Bildungssystems angegriffen. Die entsetzten Reaktionen der Politiker und der Medien über den mangelhaften Bildungsgrad der deutschen Schüler erschienen, als ob vorher niemand dieses schlechte Zeugnis hätte erwarten können. Doch bereits im Sommer 2000 veröffentlichte ein Rektor aus Hünfeld im hessischen Landkreis Fulda, Heiner Hofsommer, ein Büchlein, in dem er die konkreten Erfahrungen aus der „Bildungsmisere“ anführte und nach Lösungsmöglichkeiten suchte. Der 56jährige Schulleiter, langjähriges Mitglied der CDU, für die er sogar im Hessischen Landtag saß, versuchte die Schlüsse aus seiner Bildungskritik zumindest in seinem Umfeld umzusetzen. Daß er statt „Spaßpädagogik“ seinen Schülern die Strapazen des Lernens abnötigte, verschaffte Hofsommer jedoch nicht nur Sympathien. Die vermeintlich verwundbare Stelle des in der Region als konservativen „Lehrer von echtem Schrot und Korn“ Bekannten war schnell gefunden. Im Englischunterricht der siebenten Klasse äußerte Hofsommer sich angeblich rassistisch und ausländerfeindlich. Sofort gingen die Eltern zweier Schüler aufgeschreckt an die Öffentlichkeit, ohne überhaupt vorher das Gespräch mit Hofsomer zu suchen. Es wurden im engagierten „Kampf gegen Rechts“ folgerichtig auch alle Register gezogen: Das hessische Kultusministerium, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften, politische Parteien und die regionalen Medien wurden informiert, um gegen den „Rassismus an den Schulen“ zu kämpfen. Einige Schüler fühlten sich nach der darauf einsetzenden Medienkampagne sogar zum Streik vor der Schule aufgerufen. Die Stimmen anderer Elternvertreter, die die Reaktion der beiden „Klassenelternvorsitzenden“ scharf kritisierten und diese zum Rücktritt aufforderten, blieben ungehört. Auch der Grund des Protestes, die angeblichen rassistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen wurden nicht näher untersucht. Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT erklärte Hofsommer, daß ihm die während des Englischunterrichtes gefallene Äußerung „If we have got too many immigrants, we will get the same problems“ zum Strick gedreht wurde. Dabei bezog sich seine Aussage auf einen Lehrbuchtext, der die problematische Situation der englischen Commonwealth-Einwanderer beschrieb. Seine vermeintlich „rassistische“ Äußerung, nämlich daß die amerikanischen Schwarzen nicht aus Amerika, sondern aus Afrika kämen, werfe ein schlechtes Licht auf den Bildungsgrad der Elternvertreter, die scheinbar nie mit dem frühneuzeitlichen Phänomen des „Dreieckshandels“ konfrontiert wurden. Doch die Kampagne gegen den Schuldirektor hatte sich ab einem gewissen Zeitpunkt verselbständigt. Die Staatsanwaltschaft Fulda ermittelte wegen des Verdachtes auf Volksverhetzung und ordnete am 11. Dezember 2001 eine Auto- und Hausdurchsuchung bei Hofsommer an. Davon alarmiert zog das Staatliche Schulamt „die Konsequenzen aus dem Fall Hofsommer“, obwohl die Hausdurchsuchung ergebnislos endete, und beorderte im Dezember den Schuldirektor in die Behörde nach Fulda. Dieser Schritt wurde in Abstimmung mit dem Hessischen Kultusministerium und Ministerpräsident Roland Koch vollzogen, der die mittlerweile zum Politikum aufgebauschte Angelegenheit seines ehemaligen CDU-Abgeordnetenkollegen auf die bequemste Art lösen wollte. Hofsommer drohte ob der auf ihn einbrechenden Umstände zu resignieren. Doch der anfängliche Aktionismus scheint auf die Pfade der Vernunft zurückzukehren: Der Verband der Lehrer (VDL) nahm zugunsten Hofsommers Partei und verurteilte die den „rechtstaatlichen Grundsätzen Hohn sprechende Vorverurteilung“. Politisch will sich der Bedrängte nun in die Offensive begeben. Enttäuscht von der rückratlosen Reaktion der ehemaligen Parteifreunde aus der CDU, möchte Hofsommer nun versuchen, konservative Werte in der Bildungspolitik stärker zu akzentuieren. Die deutschlandweite Ausbreitung der Schill-Partei sieht das Kampagnenopfer als Hoffnungsträger. Nach Aussage gegenüber der JF habe er bereits Gespräche mit Ronald Schill geführt, um beim Aufbau des hessischen Landesverbandes der Partei Rechtsstaatlicher Offensive behilflich zu sein.