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Promi Big Brother: Gnadenlos peinlich

Promi Big Brother: Gnadenlos peinlich

Promi Big Brother: Gnadenlos peinlich

Ronald Schill
Ronald Schill
Ronald Schill bei seinem Einzug ins „Promi Big Brother“-Haus: Absturz ins Tal der Geschmacklosigkeit Foto: picture alliance/dpa
Promi Big Brother
 

Gnadenlos peinlich

Als „Richter Gnadenlos“ wurde Ronald Schill über die Grenzen Hamburgs bekannt. Es folgte der rasante Aufstieg zum Innensenator und Zweitem Bürgermeister der Hansestadt. Doch dann kam der Abstieg. Eitelkeit und Drogen brachten ihn zu Fall. Nun zieht er bei „Promi-Big-Brother“ blank. Vorläufiger Tiefpunkt eines Absturzes.
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Er schlurft auf dünnen Beinchen in Schlappen als peinlicher Schlaffi durch den „Promi-Big-Brother“-SAT-1-Fernsehcontainer. Er glotzt als Spanner einer südländischen Mitbewohnerin beim Duschen öffentlich im TV auf den Po. Er läßt sich fotografieren, wie er Mädchen, die locker seine Enkelinnen sein könnten, im Auftrag geschmacksneutraler Fotografen die Füße küßt: Nein, es geht nicht um Jürgen Drews, dem nachgesagt wird, den Paparazzi hinterherzurennen, um in die Presse zu kommen. Sondern um Ronald Barnabas Schill (55).

Seit 15. August ist der frühere Hamburger Innensenator und ehemalige Chef der vor 14 Jahren gegründeten Partei „Rechtsstaatliche Offensive“, besser bekannt als „Schill-Partei“, allabendlich auf Sendung. Der frühere „Richter Gnadenlos“ macht sich dort als „Richter Rammler“, wie ihn Mitbewohner ganz unehrfürchtig nennen, nach Kräften zum Fallobst.

Eitelkeit, Drogenkonsum und Sexsucht

Eigentlich bedeutet der Name Barnabas im Aramäischen „Sohn des Trostes“. Also jemand, der anderen, denen es mies geht, Mitleid und Hilfe angedeihen läßt. Schill braucht nun offenbar selber Hilfe. Mitleid hat er schon. Seine Augen scheinen verquollen wie die von Garfield. Er springt im Adamskostüm in den Pool, vor Millionen Zuschauern, die sich diesen Mist im Fernsehen oder vor dem Rechner ansehen.

Dabei war Schill einst gefürchteter Politiker, ein Machtmensch, der als Richter am Amtsgericht Hamburg Kriminelle zur Abschreckung in den Knast steckte und sich von der linken Kamarilla mit aufrechtem Gang dafür  bemeckern und denunzieren ließ. Eitelkeit, Drogenkonsum und Sexsucht aber wurden ihm bald zum Verhängnis, ein Strudel an Peinlichkeiten riß ihn hinab.

Schon zum Gespött der Leute geworden, schnappte er sich noch die Ex-Frau des Schlagerbarden Udo Jürgens, Corinna, die er in seinem jetzt erschienenen Buch „Der Provokateur“ ebensowenig verschont wie die aufgetakelten Container-Tussen mit seinen Geil-Attacken.

Drohender Rechtsstreit um Buch

Die Bild zitiert Schill im Buch-Vorabdruck genüßlich: „Wie zwei Verdurstete stürzten wir uns aufeinander und liebten uns Stunde um Stunde.“ Oder: „Mangels Lampen oder Kerzen hatten wir den Fernseher eingeschaltet und erblickten ihren Gatten, wie er bei ‘Wetten daß …’ auf der Couch saß. Der große Udo Jürgens.“

Drogen-Geständnisse kommen hinzu. Die Ex-Geliebte („Corinna war grandios“) ist heute über derlei Offenherzigkeiten not amused und möchte in dem Buch „mit keiner Zeile erwähnt werden“: Ein Rechtsanwalt soll dafür sorgen, das bereits in den Läden liegende Lebenspanorama aus dem Verkehr zu ziehen. Nach dem Promi-Container darf sich Jurist Schill also auch noch auf einen Rechtsstreit gefaßt machen.

Aber ehrlich: Wie pelzig muß man sein, um so einen Tinnef von sich zu geben und womöglich noch zu glauben, dafür ein Fünkchen Achtung erlangen zu können? Oder man gesteht sich ein, Stolz, Ehre und Rückgrat an der Garderobe abgegeben zu haben und künftig quasi wie ein Wirbelloser durch die Zeitgeschichte zu kriechen, als menschliche Blindschleiche quasi. Eitel und doof. Hauptsache Honorar.

Legendäre Rede im Bundestag

Kaum zu glauben, daß dieser Mann vor nunmehr 13 Jahren zur Senatswahl in Hamburg knapp 20 Prozent der Wählerstimmen abgriff, zum Zweiten Bürgermeister wurde und die Kriminalität um 15,5 Prozent senken konnte. Dank beherztem Eingreifen der aufgestockten Polizei, die nun mit Schill jemanden im Rücken hatte, der die Ordnungshüter stärkte und nicht mit Nummern versah.

Legendär auch Schills Rede im Bundestag nach der Flut 2002, als er monierte, daß zuwenig Reserven für Katastrophen angelegt, dafür zuviel Geld für Zuwanderer ausgegeben wurde. Kurzerhand wurde ihm daraufhin das Mikrofon abgedreht – natürlich nur wegen Überziehung der Redezeit. Was damals im Parlament passierte, war ein Skandal.

Heute wünschte man sich, daß sich der Fernseher abschalten möge, wenn Ronald Schill aus dem Container-Pool taucht. Aber dann droht ja eventuell noch das RTL-Dschungelcamp mit Schill als Heuschrecken-Verspeiser in der Hauptrolle.

JF 35/14

Ronald Schill bei seinem Einzug ins „Promi Big Brother“-Haus: Absturz ins Tal der Geschmacklosigkeit Foto: picture alliance/dpa
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