Der Musiker Sizzla Kalonji sollte am 19. Mai im Musikclub „Live-Station“ am Dortmunder Hauptbahnhof auftreten. Sizzla ist ein prominenter Interpret jamaikanischer Reggae- und Dancehall-Musik. Doch aus dem Konzert wird nix: Der Bundestagsabgeordnete Michael Kauch (FDP) forderte Veranstalter sowie die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin des Lokals auf, den Mann aus Kingston auszuladen. Grund: Sizzla fällt immer wieder durch schwulenfeindliche Texte auf. Gemeinsam mit dem Dortmunder Lesben- und Schwulenzentrum KCR fordert Kauch, „keine Toleranz gegenüber der Intoleranz (zu) zeigen!“ Kauch vermutet: „Wahrscheinlich kennen die Betreiber der Live-Station den schwulenfeindlichen Hintergrund von Sizzla nicht.“ Den kannten viele Antidiskriminierungs-Wächter wohl bisher auch nicht: In der jamaikanischen Dancehall-Musik gehören homosexuellenfeindliche Anspielungen zum guten Ton. Und das nicht erst seit heute: Grammy-Gewinner Shabba Ranks veröffentlichte bereits 1989 den homophoben Song „Wicked Inna Bed“. Dancehall-Star Capleton dichtete 1999: „Hang Dem Up!“. Und diese Liste läßt sich munter fortführen … ohne daß bisher ein Gleichstellungsbeauftragter eingeschritten wäre – galten Reggae und Dancehall den deutschen Musikfans doch immer als Ausdruck sonniger Laune und karibischer Lockerheit. Die Wirklichkeit sieht anders aus.
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