Jeden Morgen stehen uns die Haare zu Berge, wenn wir das öffentlich-rechtliche Frühstücksfernsehen einschalten. Der Schmerz läßt zwar ein wenig nach, wenn statt der ARD das ZDF die Sendung gestaltet. Doch auch dort wird unsauber gearbeitet. Natürlich haben die Journalisten erschwerte Arbeitsbedingungen. Welcher Interviewpartner steht schon um sieben Uhr in der Früh in einem Studio bereit? Vielleicht legen die Kollegen deshalb bei der Auswahl ihrer Gäste so wenig Wert auf Seriosität. Thema: Guido Westerwelle will Jürgen Möllemann aus der FDP ausschließen. Dazu erscheint als Experte Professor Martin Morlok auf der Mattscheibe. Er referiert graue Theorie, wie ein solches Verfahren aussieht. Von der Praxis hat er keine Ahnung. Innerparteiliche Schiedsgerichte, schon gar nicht das der FDP, sind alles andere als unabhängig. Wir wollen mit Professor Morlok Kontakt aufnehmen und suchen nach ihm mittels einer Internetsuchmaschine. Wir finden keine Universität, wo er erreichbar wäre. Aber in weniger als fünf Minuten lernt man die vielen Identitäten des Gelehrten kennen: In diversen Medien ist er mal „Parteienforscher“, mal Staatsrechtler, mal Thierse-Berater, mal nur Jurist. Ganz nebenbei erfährt der Interessierte, daß Professor Morlok im letzten Wahlkampf ein Gutachten für Guido Westerwelle geschrieben hat. Die 26 Seiten sind sicherlich angemessen honoriert worden. Liebes ZDF: Professor Morlok ist vielleicht als Sprachrohr Westerwelles qualifiziert, aber definitiv nicht als unabhängiger Experte.